Die Geschichte des Schadenweilerhofes

vor 1933

Die ältesten schriftlichen Belege des Ortsnamens „Schadenweiler“ berichten, dass das Gelände, welches ca. 2 km südlich der Stadt Rottenburg am Fuße des ausgedehnten Waldgebietes Rammert liegt, um 1100 n.Chr. dem Kloster Hirsau gestiftet wurde.

Das hochmittelalterliche Dorf war im 15. Jahrhundert zur Wüstung geworden, die Gründe für die Aufgabe der Siedlung sind jedoch nicht sicher belegt. Die Markung blieb trotz der Aufgabe der Siedlung weiterhin bestehen und Werner von Themar errichtete in Schadenweiler in der Mitte des 16. Jahrhunderts einen Adelssitz.

Fast völlig zerstört wurde der Adelssitz im 17. Jahrhundert durch Belagerung und brannte mehrfach nieder, nachdem er in den Besitz der Stadt Rottenburg und des Spitals übergegangen war. 

Die vier Türme des Schadenweilerhofs stammen aus der Zeit um 1680. Das südöstlich vor der Stadt gelegene Schadenweiler Gut war ein ummauerter, quadratischer, an den Ecken mit vier Rundtürmen ausgestatteter Hof mit einem Wohnhaus nebst Scheune und Stallungen; seit 1918 befand sich im Wohngebäude zudem eine Gastwirtschaft, in der die Ausflügler aus der Umgebung einkehren konnten.

1933-1945

Zu Beginn des Jahres 1934 bemühte sich Rottenburgs Bürgermeister um die vom Tübinger SA-Hochschulamt geplante »SA-Führerschule« und bot als Standort den Schadenweilerhof an. Dieses Angebot aus Rottenburg erhielt schließlich den Zuschlag, und so konnte man am 30.1.1934 in der »Rottenburger Zeitung« lesen: »Schadenweiler Hof wird SA-Führerschule für 260 SA-Leute.«

Die offizielle Einweihung der nun als »SA-Sportschule Schadenweilerhof« bezeichneten Einrichtung erfolgte am 3. Juni 1934.

Nach dem Röhm-Putsch übernahm die Wehrmacht das Kommando am Schadenweilerhof. Der Betrieb der SA-Schule wurde zwar eine Weile aufrechterhalten, doch nach einiger Zeit blieben die Studenten aus Tübingen aus. Arbeitsdienstler kamen noch eine Zeitlang zum Exerzieren auf den Schadenweilerhof, danach kehrte Ruhe ein auf dem ehemaligen Gutshof.

Im Oktober 1935 einigte sich der Rottenburger Gemeinderat über die Grundlage eines Mietvertrags mit dem Kultusministerium, das dann in den folgenden Jahren Schulungskurse im Schadenweiler veranstaltete.

Im Frühsommer 1938 kaufte die oberste SA-Führung Gebäude und Hofraum des Schadenweilerhofs sowie das naheliegende Sportplatzgelände und baute den einstigen Herrensitz unter Erhaltung des Außenbilds zur SA-Reichsnachrichtenschule aus: Der gesamte Westflügel, gedacht für die Un­ terbringung von Führung, Verwaltung, Bibliothek etc., wurde in dieser Zeit neu erstellt, das Hauptportal niedergerissen und neu errichtet, der Südflügel als Unterkunft für die zukünftigen Lehrgangsteilnehmer aufgestockt und am Ostflügel kleinere Umbauarbeiten vorgenommen.

Zu den Hauptaufgaben dieser Nachrichtenschule sollte die Ausbildung des »tierischen Nachrichtenmittels« gehören. Was auf dieser Reichsnachrichtenschule gelehrt, geprobt und geprüft wurde, war der bevorstehende Kriegseinsatz - eine Mobilmachung der Hunde und ihrer Führer. Mit Kriegsbeginn im September 1939 wurde allerdings das gesamte Personal der Schule eingezogen.

So war schließlich auch der Bestand der Reichsnachrichtenschule nur von relativ kurzer Dauer. Während des Krieges wurde der Schadenweilerhof dann verschiedentlich genutzt - unter anderem diente das Anwesen in den letzten Kriegsmonaten einer SS-Einheit als Stützpunkt.

1945 - heute

Nach Kriegsende wurden französische Besatzungstruppen in den Gebäuden untergebracht, kurze Zeit später eine Landespolizeischule eröffnet. 1951 verkaufte die Stadt Rottenburg das Anwesen an das Land Baden-Württemberg.

1954 gründete das Land im Schadenweilerhof eine Forstschule, die in den 70er Jahren zunächst in eine höhere Forstfachschule umgewandelt wurde, bevor man 1979 die Fachhochschule für Forstwirtschaft errichtete.

Bis zum Jahr 1995 war die Ausbildung am Schadenweilerhof eine ausschließlich verwaltungsinterne Ausbildung für den gehobenen Forstdienst für Baden-Württemberg, das Saarland, Rheinland-Pfalz und den Bund. 1995 wurde die Fachhochschule Rottenburg - Hochschule für Forstwirtschaft (neu-) errichtet.

Quellen: 

  • Dieter Manz „Schadenweiler: Vom Dorf zum Hof“
  • „Nationalsozialismus im Landkreis  Tübingen – Eine Heimatkunde“, Ludwig-Uhland-Institut für empirische Kulturwissenschaften der Universität Tübingen
Petra Martin
Dipl.-Betriebswirtin (FH) Petra Martin

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Raum: 105, Westflügel