Studium Generale im Wintersemester 2015/2016
Veröffentlicht am: 11. Januar 2016
Herausforderung Zukunft – Anregungen für zukunftsfähige Handlungsstrategien
In den Aufbruchsjahren nach dem zweiten Weltkrieg war der Fortschrittsglauben ungebrochen. Die Ressourcen der Erde wurden als unerschöpflich wahrgenommen; Technik und Wissenschaft schienen für alle Herausforderungen eine Lösung finden zu können, ein Nachrücken der Entwicklungsländer schien nur eine Frage der Zeit zu sein. Anfang der siebziger Jahre schockierte der Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome und führte zu einem Bewusstseinswandel. Der Brundlandt-Bericht „Our Common Future“ und die Konferenz 1992 in Rio de Janeiro rückten die Dramatik der aktuellen Entwicklungen ins Blickfeld. Ein „Weiter so“ wie bisher sowie ein Nachziehen der Entwicklungsländer würde unweigerlich zum Kollaps führen. Besondere Herausforderungen liegen in der weiterhin stark wachsenden Weltbevölkerung, den Auswirkungen des Klimawandels, dem Raubbau an endlichen Ressourcen sowie dem nicht-nachhaltigen Umgang mit Wasser, Böden und Nahrungsmitteln.
Das diesjährige Studium Generale der Hochschule Rottenburg möchte keine weiteren Katastrophenszenarien aufbauen, sondern Anregungen für zukunftsfähige Handlungsstrategien aufzeigen, vielfältige Denkanstöße geben und Mut machen für Veränderungen.
Vorträge und Referenten
14. Januar 2016, 18.00 Uhr, HFR, Hörsaal West
Referent: Dipl.-Ing. Ulrich Sihler, Daimler AG
Nachdem seine Familie während seiner Kindheit in die USA ausgewandert war, verbrachte Ulrich Sihler 20 Jahre in den Vereinigten Staaten, wo er nicht nur ein Ingenieursstudium der Elektrotechnik am Rensselaer Polytechnic Institute absolvierte, sondern auch einen MBA-Studiengang an der University of Connecticut. Er begann seine Karriere 2003 in der Halbleiterindustrie bei National Semiconductor Corporation in den USA als Test- und Produktingenieur. Später wechselte er zur Europazentrale des Elektronikkonzerns, wonach er als Abteilungsleiter im Bereich Product Engineering/Customer Quality arbeitete. Als Consultant Manager war Sihler in der Unternehmensberatung aktiv, mit den Schwerpunkten „Process Reengineering“ und „Organisationsentwicklung – Change Management“. Dabei übernahm er Verantwortung als Projektleiter in Industrie-, Energie- und Dienstleistungsunternehmen. Es handelte sich um diverse Projekte u.a. in der Transportbranche (Bahn, Automobil), im Maschinenbau oder der Telekommunikation, mit teilweise bis zu 15 Beratern und 3300 Manntagen. Von 1997 bis 2003 arbeitete Sihler für die smart GmbH (ein Joint Venture der damaligen Daimler-Benz AG und der Swatch Group) und war verantwortlich für das Programm Management bei der Markteinführung der neuen Marke smart, deren Produkte und Prozesse. Dabei beschäftigte er sich auch mit der Marketingstrategie und -planung sowie Regionalstrategien und Markteintrittsstrategien. Seit 2003 arbeitet Sihler direkt für die Daimler AG, zuerst als Führungskraft für Preis- und Erlöscontrolling und Produktmanagement für die Marken Chrysler, Jeep und Dodge für die Regionen Zentral- und Osteuropa, Afrika und Asien (DCAA). Seit 2009 als Product Manager bei Mercedes Car Group in abwechselnder Verantwortung für smart, die C- und E-Klasse, SUV-Baureihen, Telematik und Assistenzsysteme in den oben genannten Regionen. Des weiteren arbeitet er an der DCAA Pkw-Strategie und alternativen Antrieben/E-Mobility. Außerhalb seines professionellen Beschäftigungsspektrums engagiert sich Sihler bei der Global Marshall Plan Initiative, einer internationalen NGO, welche sich für eine ökosoziale Marktwirtschaft engagiert.
Thema: Der Global Marshall Plan –ein substanzieller Beitrag hin zu einer weltweiten ökosozialen Marktwirtschaft und eine integrative Plattform für eine Welt in Balance
Kurzfassung: Die Global Marshall Plan Initiative versteht sich als integrative Plattform für eine Welt in Balance. Bestehend aus einem Netzwerk aus mehr als 5000 Unterstützern aus allen Ebenen der Gesellschaft, versammelt sie Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft hinter fünf Kernforderungen zu einer gerechteren Globalisierung. Durch ihren netzwerkartigen Charakter organisiert sie sich mit flachen Hierarchien und ohne Zentrale. Das Ziel der Global Marshall Plan Initiative ist die Etablierung eines mit Nachhaltigkeit kompatiblen Ordnungsrahmens für die Weltwirtschaft: Eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft. Der Global Marshall Plan umfasst insbesondere die folgenden fünf Kernziele:
- Die Millenniumsziele weiterentwickeln und umsetzen, über das Jahr 2015 hinaus
- Das 0,7%-Ziel verwirklichen und dadurch erforderliche zusätzliche Mittel verfügbar machen (100 - 150 Mrd. US $ jährlich)
- Faire Besteuerung globaler Wertschöpfungsprozesse, insbesondere im Finanzsektor
- Faire globale Partnerschaft und wirksame Mittelverwendung - basisorientiert und transparent
- Einen mit Nachhaltigkeit kompatiblen Ordnungsrahmen für die Weltökonomie etablieren: Eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft
Zur Schaffung einer Welt in Balance wird eine weltweite Ökosoziale Marktwirtschaft mit weltweit verbindlichen sozialen, ökologischen und kulturellen Standards angestrebt. Mit der schrittweisen Realisierung einer weltweiten Ökosozialen Marktwirtschaft soll ein mit Nachhaltigkeit kompatibler Ordnungsrahmen für die Weltwirtschaft etabliert und der globale Marktfundamentalismus überwunden werden. Funktionierende Global Governance-Strukturen brauchen Reformen bestehender Institutionen und Regelwerke (z.B. Vereinte Nationen, Welthandelsorganisation und Weltfinanzsektor) sowie deren kohärente Verknüpfung zu einem funktionierenden Ganzen.
28. Januar 2016, 18.00 Uhr, HFR, Aula
Referent: Dipl.-Geogr. Valentin Thurn, Regisseur und Filmemacher; ein Studium der Geographie, Ethnologie und Politik in Frankfurt, Köln und Aix-en-Provence schloss er als Diplom-Geograph ab. Er absolvierte 1985/1986 zudem eine Ausbildung zum Redakteur an der Deutschen Journalistenschule München. Thurn arbeitet seit 1990 für die öffentlich-rechtlichen Sender arte, ARD und ZDF. Seit 1994 ist er Inhaber seiner eigenen Produktionsfirma, der Thurnfilm/Valentin Thurn Filmproduktion. Er ist Autor von mehr als 40 Dokumentationen zu sozialen, entwicklungs-, umwelt- und bildungspolitischen Themen. Eine Lehrtätigkeit hatte er unter anderem am Goethe-Institut in Mumbai, der Stiftung Miguel Aleman in Mexico-Stadt, dem Netzwerk Recherche in Hamburg, der RTL-Journalistenschule in Köln, dem Umwelt-Medienzentrum Mazedonien, dem Dritte Welt Journalisten Netz, dem Netzwerk Wirtschaftsethik und der Fachhochschule Köln.
Thema: 10 Milliarden – wie werden wir alle satt – die Zukunft der Welternährung
Kurzfassung: Im Jahre 2050 werden zehn Milliarden Menschen auf der Erde leben. Dokumentarfilmer Valentin Thurn versucht im Rahmen einer Weltreise zu klären, ob und wenn ja wie man diese große Zahl an Menschen satt bekommen kann. Der Vortrag zeigt auf, wie komplex die Nahrungsherstellung heute ist und wie stark von den globalen, leicht verwundbaren Märkten abhängig. Weltweit werden Kleinbauern durch industrielle Nahrungserzeugung verdrängt. Speziell für die schnell wachsenden afrikanischen und asiatischen Bevölkerungen können jedoch effektiv arbeitende Kleinbauern am besten den Hunger in den Regionen bekämpfen. In Europa kann im Gegensatz zur industriellen die bäuerliche Landschaft nachhaltig arbeiten und dabei die Böden schonen. Wenn Verbraucher regionale Produkte kaufen, können sie bei jedem Einkauf die kleinen und mittleren Betriebe stärken. Valentin Thurn zeigt vielfältige Lösungsmöglichkeiten auf, die die Zukunft der Welternährung sichern könnten.