Studie des DZHW: Nur knapp jeden zweiten Professor finden die baden-württembergischen Hochschulen im ersten Anlauf
Veröffentlicht am: 06. Juni 2017
Geeignete Bewerberinnen und Bewerber für eine HAW-Professur zu finden war noch nie leicht, vor allem wenn die Wirtschaft brummt. Das beklagen die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW, früher: Fachhochschulen) schon länger. Die bundesweite Studie des DZHW belegt einen besonders großen Bewerbermangel in Baden- Württemberg. Jetzt sind Landes- und Bundespolitik gefragt.
Die gestern vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) veröffentlichte Studie zeigt deutlich: Die HAW im Südwesten haben ein Personalproblem. Lediglich 52 Prozent der in der Studie erfassten Berufungsverfahren in Baden-Württemberg konnten nach der ersten Ausschreibung abgeschlossen werden. Bei fast einem Drittel mussten sogar drei oder mehr Anläufe gemacht werden, bis eine geeignete Kandidatin oder ein geeigneter Kandidat berufen werden konnte.
Bewerberlage in den Ingenieurwissenschaften besonders schlecht
In Zeiten von Fachkräftemangel und einem hohen Gehaltsniveau in der Wirtschaft sind die baden-württembergischen Hochschulen besonders vom Bewerbermangel betroffen. Insbesondere im Bereich der Ingenieurwissenschaften wirkt sich dieser Effekt aus. So kommen im Durchschnitt auf eine Ausschreibung einer ingenieurwissenschaftlichen Professur gerade einmal 16 Bewerbungen. Das ist ein bundesweiter Negativrekord.
Politik muss zügig reagieren
Mit der Veröffentlichung der Studie hat Bundesministerin Wanka erneut angekündigt mit den Ländern ein gemeinsames Maßnahmenpaket zu vereinbaren, um diesem Trend wirksam entgegenzutreten. Dieses schon länger geplante Vorhaben hat sich bereits verzögert und droht wegen der anstehenden Bundestagswahl noch weiter vertagt zu werden. Jetzt ist auch die Landespolitik gefragt das geplante Bund-Länder-Programm einzufordern, zügig mitzugestalten und auch mitzufinanzieren.
„Die Attraktivität einer HAW-Professur bemisst sich nicht nur am Gehalt,“ so Professor Bastian Kaiser, Vorsitzender der Rektorenkonferenz der HAW. „Wir brauchen attraktive Rahmenbedingungen und eine Flexibilisierung der Berufungsvoraussetzungen.“ Die HAW in Baden-Württemberg fordern aus diesem Grund die schnelle Umsetzung der Empfehlungen des Wissenschaftsrats nach Schwerpunktprofessuren und der Erprobung von sogenannten Tandem-Programmen in Kooperation mit der Wirtschaft.
Vor allem die Schwerpunktprofessur mit einer grundsätzlich reduzierten Lehrverpflichtung auf durchschnittlich 11 Semesterwochenstunden und einer flexiblen Themenausrichtung wäre hochattraktiv für dringend benötigte Spezialisten, zum Beispiel im Bereich der Digitalisierung. Der Wissenschaftsrat empfiehlt mittelfristig bis zu 15 Prozent der Professorenschaft mit einer Schwerpunktprofessur auszustatten. Diese müssten durch das Land, gerne unter Mithilfe des Bundes, voll ausfinanziert sein.