Streuobstwiesen solidarisch bewirtschaften: Ein Projekt zur Integration von Menschen, Landwirtschaft und Natur
Veröffentlicht am: 05. August 2015
Der Biolandhof Waldhausen und die Hochschule für Forstwirtschaft, Rottenburg sind die Partner in einem Modellprojekt, das Streuobstwiesen durch die solidarische Bewirtschaftung von Konsumenten, Bauern und Obstbaufachleuten erhalten und wieder attraktiv machen soll. Gefördert wird das Projekt durch PLENUM Tübingen.
Streuobstwiesen sind das große Paradoxon unserer Kulturlandschaft: Zwar sind sie ökologisch wegen ihrer Artenvielfalt und als „Bank“ alter, lokaler Obstsorten unschätzbar wertvoll, doch lohnt sich ihre Bewirtschaftung wegen sinkender Obstpreise und hoher Kosten schon lange nicht mehr. Die Folge: Immer mehr Streuobstwiesenbesitzer geben auf.
Mit dem Aufbau einer solidarisch-kooperativen und nachhaltigen Streuobstbewirtschaftung verfolgt die Aktionsgruppe am Biolandhof Waldhausen das Ziel, Streuobstwiesen in der Region zu erhalten und gleichzeitig interessierten Bürgern die Möglichkeit zu geben, sich an diesen Streuobstwiesen zu beteiligen. Dazu müssen sie nicht alleine eine Obstwiese oder einen Garten ganzjährig hegen. Vielmehr können sie entsprechend ihrer Möglichkeiten, Interessen und ihrer verfügbaren Zeit bei professionell angeleiteten Aktivitäten mitwirken. So kann die Bewirtschaftung auf viele verteilt werden, und das „Mitmachen“ wird durch Streuobstprodukte und erlebnispädagogische Aktionen belohnt: Äpfel ernten, Saft pressen, Cidre, Marmelade, Holundersirup oder Honig herstellen, Kräuterwanderungen, Vogelexkursionen, Baumschnitt, Heumachen: Da ist bestimmt für jeden etwas dabei. So gewinnen die Teilnehmer, wegen ihrer Rolle als mitwirkende Produzenten und Konsumenten auch „Prosumenten“ genannt, Einblicke in die Herkunft und Produktion ihrer Lebensmittel, können die Streuobstkultur in ihrem Alltag lebendig wiederbeleben, entsprechende Kompetenzen erlernen – und vor allem auch Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen.
Die Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg begleitet das Projekt von der wissenschaftlichen Seite. Insbesondere wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt, in deren Rahmen ein Businessplan erstellt wird, der die langfristige ökonomische Tragfähigkeit des Modellprojekts analysieren und dokumentieren soll.
„Das Forschungsziel ist, herauszufinden, ob und wie sich ökologisch und sozial nachhaltige Aktivitäten wie die solidarische Streuobstbewirtschaftung auch ökonomisch nachhaltig gestalten lassen. Mittelfristig ist hier die Frage interessant, ob sich Wirtschaften als Gemeinschaft ‚lohnt‘ – also ob die von immer mehr Menschen vertretene ‚share-economy‘ funktionieren kann“, so der Agrarökonom Steffen Abele, der das Projekt seitens der Hochschule betreut.
Informationen über das Modellprojekt am Biolandhof Waldhausen und wie man mitmachen – „Prosument“ werden – kann, erhält man beim Initiator des Projekts, dem Tübinger Ethnologen Hermann Kley. Herman Kley ist für die Koordination und Durchführung der Aktionen und der Streuobstbewirtschaftung zuständig.
Kontakte zur Projektkoordination am Modellstandort Waldhausen:
Hermann Kley (Koordination) Tel. 01795344883
E-Mail: obstsolawi@posteo.de;
Homepage: <link http: www.solawi-tuebingen.de streuobstversorgung>www.solawi-tuebingen.de/Streuobstversorgung/
Ansprechpartner an der Hochschule für Forstwirtschaft und Zuständig für die prozessbegleitende Machbarkeitsstudien sind:
Prof. Dr. Steffen Abele, E-Mail: abele@hs-rottenburg.de, Tel 07472/951-277
Hermann Kley, E-Mail: kley@hs-rottenburg.de