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Rottenburgs Holzwirtschaftler auf Exkursion in Nord- und Ostdeutschland

Veröffentlicht am: 30. Juni 2015

7 Unternehmen und rund 2000 gefahrene Kilometer in vier Tagen. Diese informative und zugegebenermaßen sportliche Tour quer durch Deutschland erlebten knapp 30 Studierende aus dem vierten und sechsten Semester des Studiengangs Holzwirtschaft in Begleitung der Professoren Bertil Burian und Marcus Müller. Die Mission: In kürzester Zeit alle Schritte der Wertschöpfungskette Holz kennenlernen. Vom Sägewerk über die Produktion von verschiedenen Holzwerkstoffen bis hin zur Verwendung der hergestellten Produkte im Holzhausbau wurde keine Station des Holzes ausgelassen.

Gruppenbild-Hafen-Wismar

Praxisnähe wird im Studiengang Holzwirtschaft an der Hochschule Rottenburg groß geschrieben. In zahlreichen Exkursionen erhalten die Studierenden die Möglichkeit die aktuellen Herausforderungen der Branchen sowie die entlang der Wertschöpfungskette Holz notwendigen Produktionsprozesse vom Rohstoff bis zum Endprodukt hautnah kennenzulernen.

Am 8. Juni um vier Uhr morgens begann die Reise an der Hochschule Rottenburg. Die erste Station: Pollmeier, ein seit 20 Jahren führendes Buchenholz verarbeitendes Sägewerksunternehmen. Während die meisten Laubholz Sägewerke weit unter 50.000 fm/a einschneiden, schafft es Pollmeier mit seinem Standort in Creuzburg, Thüringen, allein auf eine Kapazität von 500.000 fm/a. Außerdem wird dort die in der Baubranche eifrig diskutierte Innovation BauBuche hergestellt, ein Furnierschichtholz aus Buche, das für den konstruktiven Einsatz gedacht ist. „Die Produktion eines so neuen Produktes zu sehen und über die Herausforderungen bei der Etablierung des Herstellprozesses offen zu sprechen, ist schon etwas Besonderes“, resümiert Sophie Koch, Studentin des 4. Semesters ihre Eindrücke.

Eine weitere Innovation, dieses Mal im Bereich der Sägewerkstechnik, konnten die Studierenden bei der Holzindustrie Torgau (HIT) sehen. Dort befindet sich einer der ersten CT Logs der Firma Microtec. Mithilfe von Computertomographie kann ein Stamm vor dem Sägen in wenigen Sekunden vollständig durchleuchtet und sein Inneres dargestellt werden. Damit wird es möglich, Risse, Äste, Harzgallen und vieles mehr zu detektieren, um den Stamm entsprechend seiner äußeren und inneren Qualität optimal einschneiden und damit die Ausbeute deutlich erhöhen zu können.

Ein in Deutschland einzigartigen Standort stellt das unmittelbar an der Ostsee gelegene Holzcluster Wismar dar. Viele namenhafte Unternehmen der Holzwirtschaft haben sich dort auf kleinstem Raum nebeneinander angesiedelt und profitieren von der idealen Hafenlage und der Nutzung von diversen Synergieeffekten. Mit Ilim Nordic Timber sahen die Studierenden ein weiteres Profilspanerwerk, das im vergangenen Jahr rund 1,7 Millionen Festmeter Nadelschnittholz einschnitt und deren Erzeugnisse zu großen Teilen im Cluster zu Hobelware, Brettschichtholz, Pellets oder MDF weiterverarbeitet werden. „Das Schöne an Holz ist, dass es keine Abfallprodukte gibt, die entsorgt werden müssen. Alles kann verwendet werden“, fasst Hr. Farnow von Ilim Nordic Timber die Vorteile von Holz zusammen. Im benachbarten Leimholzwerk der Firma Hüttemann erhielt die Gruppe Einblicke in den Herstellungsprozess von Brettschichtholz. 47 % der in Wismar produzierten Leimbinder werden exportiert. Hier hilft die direkte Anbindung an den Seeweg Kosten gering zu halten. Den Abschluss in Wismar stellte der Besuch der OSB-, MDF- und Fußbodenfertigung bei EGGER dar. Sichtlich beeindruckt waren die Studierenden von der Wertschöpfungstiefe und den Produktionsmengen des Unternehmens.

Weiter ging es mit der Glunz AG in Nettgau, Sachsen-Anhalt. Glunz gehört neben EGGER zu den führenden Holzwerkstoffherstellern in Deutschland. Während in Wismar der Fokus der Produktionsbesichtigung auf den Faserplatten sowie der OSB- Platte lag, nahmen die Studenten in Nettgau die Spanplatte mitsamt 80 unterschiedlichen Beschichtungen genauer unter die Lupe. „Die Dimension einer Plattenpresse in der Holzwerkstoffindustrie ist nicht vorstellbar- bis man direkt davor steht“, sagte ein Student aus dem vierten Semester.

Das Unternehmen Bien Zenker in Schlüchtern stellte in der Chronologie der Wertschöpfungskette Holz den Abschluss dar. Der Fertighaushersteller in Holzrahmen-Bauweise erwartet in den nächsten Jahren eine Steigerung des Marktanteils der Holzhausbauer von derzeit 15,6% auf 20 %. „Wir werden uns verstärkt auf den Bereich Bauen im Bestand konzentrieren. Bei Aufstockungen auf bereits bestehenden Gebäuden bietet Holz aufgrund seines niedrigen Gewichts bei gleichzeitig guter Festigkeit enormes Potential“, so Bosold weiter.

Nach 4 Tagen und knapp 2000km Fahrstrecke kamen die Studierenden voll beladen mit verschiedensten Eindrücken wieder in Rottenburg an. Einhellige Meinung unter den Studierenden war, dass Sie viel gesehen und erlebt haben und sich bereits auf die nächste Exkursion in ein Pellet- und Biomasse-Heizkraftwerk freuen.

Bertil Burian
Prof. Dr. Bertil Burian

Professur für Internationale Holzwirtschaft

T. +49 7472/951-148
F. +49 7472/951-200
M.burian@dont-want-spam.hs-rottenburg.de

Raum: 6.06, Kienzle-Bau

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