Rottenburg weltoffen und betroffen
Veröffentlicht am: 28. September 2015
Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) versteht sich als Ort für internationale Begegnungen und interkulturellen Austausch. Die Schicksale der Menschen, die ihre Heimat aufgegeben, ihre Familien verlassen haben und jetzt auf unsere Hilfe hoffen, berühren uns deshalb sehr und unmittelbar.
Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) versteht sich als Ort für internationale Begegnungen und interkulturellen Austausch. Sie wird dabei von den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Rottenburg und der Region, von politischen Entscheidungsträgern, vom Einzelhandel und der Wirtschaft aktiv unterstützt.
Viele unserer Studierenden absolvieren einen wesentlichen Teil ihres Studiums im Ausland – häufig in Entwicklungsländern. Die Hochschule unterhält kollegiale Kontakte und Kooperationen zu Hochschulen und Forschungseinrichtungen in mehr als 20 Ländern auf allen Kontinenten. Sie engagiert sich in mehreren Projekten angewandter Forschung im Ausland und leistet so auch aktive Beiträge zur Verbesserung der Lebensgrundlagen und –perspektiven der Menschen vor Ort.
Diese Projekte haben auch unmittelbare Effekte für die Studierenden: Sie beinhalten z.B. Reisestipendien oder bilden den Rahmen für internationale Exkursionen. Sie steigern die interkulturelle Kompetenz aller Beteiligten und ermöglichen Vergleiche zwischen hier und dort. Wir sind häufig bei anderen zu Gast und mindestens ebenso häufig Gastgeber. Das sind wichtige Erfahrungen. Aus demselben Grund unterstützen wir unsere Studierenden sowie die Absolventinnen und Absolventen auch nach Kräften in ihrem Bemühen, einen Teil ihres Studiums oder nach dem Studium im Ausland zu arbeiten.
Die Schicksale der Menschen, die ihre Heimat aufgegeben, ihre Familien verlassen haben und jetzt auf unsere Hilfe hoffen, berühren uns deshalb sehr und unmittelbar. Wir sind sehr beeindruckt von der Gastfreundschaft und dem herzlichen Willkommen, das viele Bürgerinnen und Bürger gegenüber den Flüchtenden zum Ausdruck bringen und von der aufopferungsvollen Arbeit zahlloser ehrenamtlicher Helfer, von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den zuständigen Behörden, der Polizistinnen und Polizisten, der Hilfs- und Gesundheitsdienste und der Politik. Ihnen gilt unser Dank und unsere Anerkennung.
Doch wir wissen auch, dass Durchschnittsangaben oder relative Entwicklungen volkswirtschaftlicher Kennzahlen zur wirtschaftlichen Situation, zur Zufriedenheit, Gesundheit, zum Glück, Gesundheit oder zu Zukunftsängsten der Menschen nicht geeignet sind, persönlichen Empfindungen und Einzelschicksalen gerecht zu werden. Auch bei uns gibt es Menschen, die unserer Hilfe bedürfen. Auch ihnen müssen wir gerecht werden. Auch sie müssen wir ernst nehmen.
Die HFR distanziert sich ausdrücklich und entschieden von jeder Form des Fremdenhasses, der Gewalt und dumpfer Parolen gegen hilfesuchende Menschen und solche, die ihnen zu Hilfe kommen.
Es ist wahr: Die Menschen, die in diesen Tagen und Wochen zu uns kommen, stellen uns vor Herausforderungen. Viele Fragen müssen beantwortet, zahlreiche Probleme kurzfristig gelöst werden. Auch dabei wollen wir aktiv mithelfen.
Fremde sind und bleiben so lange fremd, wie wir ihnen nicht begegnen - mit Neugier und Interesse, mit Offenheit und Verständnis, mit eigenen Erfahrungen und guten Erinnerungen.
Ich hoffe sehr, dass unsere Studierenden deshalb den Menschen, die zurzeit in großer Zahl aus ihrer zerstörten Heimat, zum Teil nach langen, mühsamen, lebensbedrohlichen Fluchten zu uns kommen und um Hilfe und Aufnahme bitten, offen begegnen können und werden.
Internationale und interkulturelle Erfahrungen und Erlebnisse können zu einer objektiveren Sichtweise beitragen. Diese zu vermitteln ist eine wichtige Aufgabe der Hochschulen.
Rottenburg, im September 2015
Prof. Dr. Bastian Kaiser - Rektor -