Wichtiges Wissen für Forst- und Feuerwehr zugänglich gemacht
Veröffentlicht am: 14. Oktober 2024
Die jahrelange Zusammenarbeit der Berufsfeuerwehr in Frankfurt am Main und der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg mündet jetzt in eine bundesweit einmalige Sammlung wichtiger Grundlagen, aktueller Erkenntnisse, internationaler Erfahrungen und Empfehlungen, die allen Feuerwehren und Waldbesitzenden helfen kann, sich auf Waldbrände einzustellen und sie erfolgreich zu bekämpfen. Die Sammlung ist über das Internet frei zugänglich und kann als Grundlage für die Erstellung von zielgruppenspezifischem Schulungsmaterial für die Aus-, Fort- und Weiterbildung genutzt werden.Die 17 Module der umfassenden Ausarbeitung stehen auf der Seite www.vegetationsbraende.de zum Download bereit.
Tunesien-Projekt
Wie Ergebnisse der Projektarbeit im Bevölkerungsschutz direkt in Deutschland genutzt und weiterentwickelt werden können, zeigt das Projekt mit dem Partnerstaat Tunesien, welches das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (kurz: BBK) gemeinsam mit der Branddirektion Frankfurt am Main mit Mitteln des Auswärtigen Amts in den vergangenen dreizehn Jahren durchgeführt hat: Unter wissenschaftlicher Begleitung der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) erarbeiteten die Projektpartner ein umfassendes Nachschlagewerk zum Thema Vegetationsbrandbekämpfung, -verhalten, -prävention, sowie vielen weiteren Bereichen.
Zielgruppe und Ziele
Feuerwehr-Einsatzkräfte aller Ebenen, Mitarbeitende und Führungskräfte im forstlichen Sektor, Feuerwehrschulen, Ausbildungsabteilungen bei den kommunalen Feuerwehren, forstliche Hochschulen etc. – für all diese Gruppen und Einrichtungen hat das Thema Vegetationsbrand in den letzten Jahren erheblich an Relevanz gewonnen. Die Autorinnen und Autoren des Projektteams haben teilweise sowohl das forstliche Studium als auch die Laufbahnausbildung bei der Berufsfeuerwehr absolviert. Schnell wurde klar: Die Forstwirtschaft hat sich viele Jahre beim Thema Vegetationsbrand auf die Feuerwehr verlassen und umgekehrt. Nur vereinzelte Vereine, Gruppen und Feuerwehren aus wenigen Regionen Deutschlands konnten bisher intensive Erfahrung mit der Thematik Vegetationsbrand vorweisen. Das beginnt sich seit einigen Jahren zu wandeln: Bei forstlichen Ausbildungsstellen steht das Thema Brandbekämpfung immer häufiger auf dem Lehrplan, und auch die Feuerwehren steigen Jahr für Jahr intensiver in die Ausbildung zum Thema Vegetationsbrände ein.
Das Kompendium soll Angehörigen von Feuerwehr, Forstwirtschaft und Lehre helfen, zielgruppenspezifische Ausbildungsunterlagen zu erstellen und diese für die Fortbildung und Qualifizierung zu nutzen. Es bietet den Lehrenden von Feuerwehren, Hochschulen und Universitäten einen Einstieg in die Thematik und ermöglicht ihnen, auch Fragen zu beantworten, die über Standardlehrinhalte hinausgehen. Außerdem kann es allen Interessierten, Verantwortlichen und eingesetzten Kräften als Nachschlagewerk dienen, damit sie das nötige Hintergrundwissen für ihre Tätigkeit aufbauen können.
Die Ausarbeitung verfolgt zwei Ziele: Zum einen ergänzt sie die bestehende deutschsprachige Fachliteratur sinnvoll, wodurch die Hintergründe und Zusammenhänge rund um die Vegetationsbrandbekämpfung beleuchtet werden. Zum anderen werden die zentralen Informationen aus dem nationalen und internationalen Kontext zusammengeführt. Ausführliche Verweise in den einzelnen Modulen ermöglichen die Nutzung weiterführender Quellen zur eigenständigen Vertiefung in die Thematik.
Das Nachschlagewerk in 17 Modulen
So heterogen die Zielgruppe ist, so umfangreich ist auch die vorliegende, modular aufgebaute Ausarbeitung ausgefallen. Sie gliedert sich in die fünf Themenbereiche Brandverhalten, Technik, Brandbekämpfung, Forstwirtschaft und Grundlagen Feuerwehr.
Themenbereich Module | |||
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A | Brand-verhalten | A/1 Grundlagen Vegetationsbrände, allgemeine Brandlehre | |
A/2 Einflussfaktoren auf das Vegetationsbrandverhalten | |||
A/3 Erweiterte Wetterkunde | |||
B | Technik | B/1 Ausrüstung zur Vegetationsbrandbekämpfung | |
B/2 Grundlagen der Motorsägenarbeit (DGUV: Modul A) | |||
B/3 Baumfällung, Aufarbeitung, Einsatz von Winden (DGUV: Modul B) | |||
B/4 Einsatz von Freischneidern | |||
C | Brand-bekämpfung | C/1 Strategie und Taktik, Sicherheit | |
C/2 Feuerkontrolllinien, Schutz von Infrastruktur, Einsatz von Feuer, Nachlöscharbeiten | |||
C/3 Löschwasserförderung | |||
C/4 Brandbekämpfung aus der Luft | |||
D | Forstwirtschaft | D/1 Forstliche Grundlagen, Struktur und Organisation | |
D/2 Vorbeugender Vegetationsbrandschutz und Instandsetzung | |||
D/3 Kartenkunde | |||
E | Grundlagen Feuerwehr | E/1 Struktur, Organisation und Einsatzleitung | |
E/2 Führungsorganisation – Fachberatung nach FwDV100 | |||
E/3 Das Unionsverfahren - Europäische Zusammenarbeit im Bevölkerungsschutz | |||
Die Ausarbeitung soll zugleich Grundlage und Nachschlagewerk sein. Sie hat nicht den Anspruch, eins zu eins als Lehrunterlage zu dienen – es wird jedoch ausdrücklich begrüßt, wenn die Inhalte und Illustrationen unter Angabe der Quelle genutzt werden, um zielgruppenspezifisches Ausbildungs- und Einsatzplanungsmaterial zu erstellen. Diese Vorgehensweise soll verantwortliche Personen dazu befähigen, zügig Lerninhalte in verschiedenster Form zu erstellen und so die Lernzielkataloge für unterschiedlichste Zielgruppen mit Leben zu erfüllen.
Die Module sind auf der Seite www.vegetationsbraende.de zu finden.
Transfer auf die Fläche in Deutschland
Damit Angehörige von Forstwirtschaft und Feuerwehr das Wissen um Vegetationsbrandverhalten, -bekämpfung und –prävention auch anwenden können, reicht das bloße Erstellen von Dokumenten nicht aus. Vielmehr sollten unter anderem Netzwerke genutzt und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren ausgebildet werden, sodass am Ende möglichst viele Einsatzkräfte und forstliche Beschäftigte davon profitieren können. Hier setzt das Projekt „FFFLab“ der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) an: In einem Transferprojekt wird in den kommenden vier Jahren ein Reallabor zur Effizienzsteigerung der Waldbrandbekämpfung durch einen verbesserten Innovations- und Wissenstransfer zwischen Wehr und Wald etabliert. Ziel des Vorhabens der HFR und ihrer Partner ist die Entwicklung und Etablierung eines landesweit zentralen, bundesweit aktiven und international gut vernetzten Kompetenzzentrums zur Waldbrandprävention und -bekämpfung. Das FFFLab soll den gemeinsamen und den gegenseitigen Erkenntnis- und Erfahrungsrückstand der Feuerwehren und der Forstleute in Süd- und Mitteldeutschland aufholen und so die südliche Keimzelle eines dringend erforderlichen “Kompetenzzentrums für Feuerökologie, Waldbrandprävention und –bekämpfung“ werden, das perspektivisch auch den internationalen Austausch mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wald und Wehr anderer Länder sicherstellt. In verschiedenen Community-Projekten sollen bedarfsorientiere Angebote zum Aufbau von Transferkompetenzen in verschiedenen Bereichen des Vegetationsbrandmanagements entwickelt und umgesetzt werden. Eines dieser Community-Projekte erfolgt ausgehend von der Branddirektion Frankfurt am Main und soll den Transfer der bereits erstellten Wissenssammlung auf die Fläche durchführen und nachhaltig begleiten.
Kontakt:
info@ vegetationsbraende.de