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Waldputztag 2023: Nur die Spitze des Müllbergs!

Veröffentlicht am: 03. Mai 2023

Waldputztag 2023 in Zahlen: 1622 Personen an 83 Sammelorten. 13,8 Tonnen Müll

Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Beim 2. Waldputztag „Forest Cleanup Day“ am 18.03.2023 sammelten über 1600 Freiwillige in einer einzigartigen deutschlandweiten Aktion annähernd 14 Tonnen Müll in den Wäldern von 11 Bundesländern. Die Beteiligten hinterließen eine Spur der Sauberkeit gemäß dem Motto der Initiatoren „Guckst Du noch oder sammelst Du schon?“.

Initiiert wurde der Waldputztag vom Projekt „TheForestCleanup“ (Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, Prof. Dr. Sebastian Hein), dem Landeswaldverband Baden-Württemberg e.V. (LWV) sowie dem Cleanup Network e.V. Stuttgart. „Die bittere Erkenntnis aus dieser Sammlung ist einmal mehr, dass wir bei diesen Sammlungen nur die Spitze des Müllbergs sehen“, stellt Dr. Odile Bour vom Landeswaldverband fest.

Allein in der Stadt Rottenburg am Neckar sammelten durch die ausgezeichnete Organisation der Stabsstelle Umwelt und Klimaschutz der Stadtverwaltung, Jugendabteilung der Freiwilligen Feuerwehr und Hochschule für Forstwirtschaft über 200 hochmotivierte Menschen in den stadteigenen Wäldern und entlang der öffentlichen Straßen, die durch Wald führen. Nach getaner Arbeit durften sich dann alle Teilnehmende über eine Stärkung erfreuen, die freundlicherweise durch Unterstützung der Stadt Rottenburg, der Kreissparkasse Tübingen sowie durch die Hochschule für Forstwirtschaft ermöglicht wurde.

Auch bundesweit war die Sammlung ein Erfolg. Daher freute sich Prof. Dr. Sebastian Hein: „Mikroplastik in den Ozeanen ist in aller Munde, bei der Verschmutzung terrestrischer Ökosysteme wie den Wald stehen wir mit unseren Erkenntnissen jedoch erst ganz am Anfang. Es braucht hier eine gemeinsame Strategie zur Erfassung und zur Reduktion von Müll- und Plastikeinträgen in den Wald – das ist nur der nächste logische Schritt.“ Das nächste Ziel ist daher nun, mit einer noch mehr auf alle Bundesländer ausgerichtete Sammlung am Waldputztag des nächsten Jahres die politische Aufmerksamkeit für Müll in der Natur auf ein Ökosystem zu lenken, das ein Drittel der Fläche in Deutschland ausmacht: den Wald!

Nach nun gut einem Monat nach den gemeinsamen Sammelaktion sind immer noch nicht alle Ergebnisse auf www.waldputztag.de eingetragen. Im Moment laufen weitere Sammlungen z.B. in Thüringen. Die Webseite der Sammelaktion wird daher auch während des ganzen Jahres 2023 für Einträge von Sammelaktionen im bundesdeutschen Wäldern geöffnet bleiben.

Die Karte der diesjährigen Sammelorte zeigt wo in Deutschland besonders viele Sammlerinnen und Sammler unterwegs waren: organisierte Gruppen von NABU oder DAV, aber auch im Stuttgarter Bopserwald hinterließen wieder viele Waldhelferinnen und -helfer unter Anleitung des Cleanup Network eine Spur der Sauberkeit. Ähnlich viel Zulauf hatten zeitgleiche Sammlungen in den Bundesländern Bayern, Hessen, Thüringen, Rheinland-Pfalz, sogar in Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern wurde gesammelt.

Nach noch nicht ganz abgeschlossenem Wiegen kamen annähernd 14 t Müll zusammen! Einen erheblichen Anteil am Ergebnis hatten leider wieder Verpackungsmüll und Plastikflaschen zumeist als Wurfplastik. Zudem aber auch illegale private oder gewerbliche Ablagerungen (Altreifen, Glas, Metall- und Porzellanteile und zahlreiche Verbundstoffe). Der Waldputztag zeigt sehr eindrücklich, dass viel zu viel erdölbasiertes, schwer zersetzbares Plastik sowie wilde Müllablagerungen in das Ökosystem Wald eingetragen wird.

Die wohl interessantesten „Sammel-Trophäen“ fanden mit Resten eines Kachelofens die Jugendfeuerwehr Rottenburg entlang der L385 zwischen Dettingen und Ofterdingen und Studierende der Universität Tübingen und der Hochschule für Forstwirtschaft mit einem verrosteten Autowrack im Wald.

Allerdings betont Prof. Dr. Sebastian Hein ein noch zu wenig wahrgenommenes Problem: „Mikroplastik aus Reifenabrieb kann nicht händisch eingesammelt werden und verbleibt langfristig im Ökosystem. Erhebliche Mengen werden bei jedem Regen von den öffentlichen Straßen in den Wald gespült!“

„Auch Baden-Württemberg braucht daher eine Plastikreduktionsstrategie für den Wald!“, fordert wiederum Dr. Odile Bour, Geschäftsführerin beim Landeswaldverband. Und Dr. Silke Feifel und Anton Schnabl vom Forschungsprojekt TheForestCleanup ergänzen: „Um diesem Weg mehr Nachdruck zu verleihen, werden wir den Waldputztag/ Forest Cleanup Day auch in 2024 (Sa. 16.03.2024) durchführen – ganz klar bundesweit und mit noch mehr Schwung!“

Hintergrund

Der 2. Waldputztag „Forest Cleanup Day“ war die erste deutschlandweite Müllsammelaktion im Wald. Zur Koordinierung der Sammlungen und zur Erfassung der Ergebnisse wurde die Webseite www.waldputztag.de geschaffen.

Dort sind viele Hintergrundinformationen und Anleitungen für die Organisation von Sammelaktionen und das richtige Verhalten im Wald hinterlegt. Freiwillige können dort Sammlungen anbieten oder an bestehenden Sammlungen teilnehmen.

Der Link zur Webseite: https://waldputztag.de/ 

Die Plastikreduktionsstrategie Wald, ein Management-Ansatz zur Identifizierung, Quantifizierung und Reduktion von Plastik- und Mülleinträgen in den Wald, wurde vom Landeswaldverband in groben Zügen angelegt und bildet die Basis unserer politischen Lobbyarbeit für saubere Wälder.

Der Link zur Strategie: https://lwv-bw.de/befreie-deinen-wald-vom-muell/

Die Idee zum Waldputztag entstand aus dem Verbundprojekt TheForestCleanup gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, über die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V., FKZ 2219NR425, Laufzeit: 03/2020-12/2023. Die Leitung des Verbundprojektes hat die Professur Waldbau & Waldwachstum an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (Prof. Dr. Sebastian Hein/ Kontakt: hein@dont-want-spam.hs-rottenburg.de).