Waldlabor Zürich: Wissen, wie Wald wächst
Veröffentlicht am: 12. Juni 2023
Viele Städter blicken heute mit kritischen Augen auf den Wald und seine Bewirtschaftung. Für sie ist der Wald wahlweise Erholungsraum, Ruheraum oder Kulisse für sportliche Aktivitäten in der Natur. Veränderungen stören und werden hinterfragt.
Foto: Dr. Martin Brüllhardt, Geschäftsführer des Waldlabors Zürich, stellt den Studierenden die sechs in der Schweiz vorkommenden Eichenarten und ihre Chancen in der Klimakrise vor
Doch die meisten von den Städtern geschätzten Leistungen des Waldes werden durch einen vom Menschen beeinflussten und gepflegten Kulturwald hervorgebracht und gewährleistet. Auch dieser Kulturwald selbst ist ein dynamisches Kunstwerk. Das Wissen über den Wald, unsere jeweiligen Anforderungen an ihn und die daraus resultierenden Managementverfahren sind ständig im Fluss.
Mit dem Waldlabor Zürich, einem 150 ha großen Walddistrikt am Stadtrand von Zürich, versuchen Kanton und Stadt Zürich, die Verbände der Waldeigentümer und des Forstpersonals und die in Zürich ansässigen Lehr- und Forschungseinrichtungen ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) und WSL (Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft) das Erlebnis und die Erforschung des Kulturwaldes in die Stadt hineinzutragen. Hier werden unterschiedliche Verfahren der Waldbewirtschaftung demonstriert und erforscht, nicht nur die dem Auge des Städters gefälligen. Neben einem vielschichtigen, naturnahen und baumartenreichen Waldbestand gibt es da auch Kahlhiebe oder einen Mittelwald. Es bleibt aber nicht beim Zeigen von Waldbildern. Vielmehr werden damit Forschungsprojekte verbunden, die den Waldbesuchern auch erläutert werden. Und diese sind wiederum eingeladen, sich in diese Forschung einzubringen.
Dr. Martin Brüllhardt, der Geschäftsführer des Waldlabors, gab den Studierenden im Studiengang Master Forstwirtschaft wertvolle Einblicke in die Grundgedanken des Waldlabors und ihre praktische Umsetzung. Ein Highlight des Besuchs im Waldlabor war die Auszeichnungsübung in einem Marteloskop - eine 1 ha große, digital minutiös erfasste Waldfläche, die zerstörungsfrei gepflegt werden kann, nur mit dem Smartphone in der Hand: Wie pflegt man einen naturnahen Altbestand mit 13 Baumarten im Erholungswald? Einerseits soll das gewohnte Bild möglichst wenig verändert, auf der anderen Seite die Dominanz der Buche gebremst und die Lichtbaumarten gefördert werden. Jede Studierendengruppe brachte unterschiedliche Ergebnisse aus der Übung zurück. Das entspricht der Erfahrung mit Praktikern, die auch Dr. Brüllhardt immer wieder macht. Das Wichtige aber ist, darüber zu diskutieren und so im Wechselspiel der Argumente gute Wege für die Bewirtschaftung des Waldes zu finden und Erfahrungen aufzubauen.
Nähere Informationen: www.waldlabor.ch