Wald – Wasser – Trockenheit
Veröffentlicht am: 15. Juli 2024
Exkursion des Masterstudiengangs Forstwirtschaft der HFR mit der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für den Wald (AfW) zum Thema „Trinkwasseraufbereitung unter Nutzung von Wald, Waldbewirtschaftung, Nutzungsansprüche und Besucherlenkung im Landschaftspark Wiese“ im Kanton Basel-Stadt.
Die Exkursion bot den Studierenden tiefe Einblicke in die Nutzung des Waldes zur Trinkwasserproduktion der Stadt Basel. In einer faszinierenden Kombination aus Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie Erholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung, präsentierte sich der Landschaftspark Wiese als ein einzigartiges Projekt, das als Vorbild für andere Projekte dienen könnte. [1]
Die knapp 6 Quadratkilometer große, größtenteils unbebaute Ebene entlang des Flusses Wiese liegt inmitten der trinationalen Agglomeration Basel. Für die direkt angrenzenden Siedlungsgebiete der Städte Weil am Rhein, Lörrach, Basel und der Gemeinde Riehen ist der Park ein unverzichtbarer Naherholungsraum. Hier im grenzüberschreitenden Landschaftspark kann die Natur haut- und stadtnah erlebt werden. Außerdem ist die Wiese-Ebene das wichtigste Gebiet zur Produktion von Trinkwasser für das südliche Markgräflerland und die Stadt Basel [2].
Die Industriellen Werke Basel (IWB) nutzen ein einzigartiges Verfahren, um das Rheinwasser zu reinigen und es bis in die Haushalte der Konsumenten zu bringen. Zuerst wird das Wasser beim Kraftwerk Birsfelden entnommen und von groben Bestandteilen gereinigt. Dann wird es durch die Schnellfilteranlage im Waldgebiet Lange Erlen geleitet, wo es durch Quarzsand gefiltert wird. Anschließend wird das vorgefilterte Wasser durch die bewaldeten Wässerstellen geleitet, wo es auf natürliche Weise ohne Chemie und Energieeinsatz gereinigt wird. Das gereinigte Wasser vermischt sich mit dem natürlichen Grundwasser und wird schließlich in den Grundwasserbrunnen gesammelt und aufbereitet, um die beste Trinkqualität zu gewährleisten [2].
Auch die natürliche Waldfilteranlage benötigt Ruhepausen. Im Landschaftspark Wiese werden insgesamt 11 Wässerstellen abwechselnd für jeweils 10 Tage bewässert und dann für 20 Tage trockengelegt, um die Grundwasseranreicherung zu fördern. Dadurch erhalten die Mikroorganismen und die Bodenlebewesen ausreichend Sauerstoff und der Boden kann weiterhin effektiv Schadstoffe und Keime abbauen. Durch den Wechsel der Wässerstellen wird zudem der Grundwasserspiegel reguliert. Das wechselnde Wasserregime im Wald hat einen großen Einfluss auf die gesamte Waldökologie. Es beeinflusst nicht nur das Wachstum der Bäume und die Gesundheit des Waldes, sondern auch die Baumartenvielfalt. Diese ist an den Wässerstellen vielfältig, jedoch weitestgehend auf Laubbaumarten beschränkt, die mit dem zeitweisen Überschuss an Wasser zurechtkommen [2].
Seit Jahrhunderten hat der Wald in den Langen Erlen die Bedürfnisse der Menschen geprägt, indem er Brennholz, Baumaterialien, Nahrung und Erholungsmöglichkeiten lieferte. Durch menschliche Nutzung und Eingriffe in die Natur, z.B. den Ausbau der Wiese, hat sich das Waldbild im Laufe der Zeit stark verändert. Heute dominieren Eschen, Ahorne und Eichen den Wald. Der Lerchensporn-Hagebuchenmischwald bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten. Der Wald in den Langen Erlen ist somit ein kulturell geprägter und vielfältiger Lebensraum für die Tier- und Pflanzenwelt. Die Bevölkerung wünscht sich eine Vielfalt an Strukturen im Wald, welche durch die naturnahe Waldbewirtschaftung optimal geschaffen werden kann. Im Basler Wald ist die Holznutzung geringer als der Holzzuwachs, was zu einem stetigen Anstieg des Holzvorrats führt. Die naturnahe Bewirtschaftung mit Lichtbaumarten stößt jedoch an ihre Grenzen, da der Holzvorrat bereits sehr hoch ist. Trotzdem kann das Holz gut über die Privatwirtschaft vermarktet werden. Die Erschließung für die Waldbewirtschaftung ist vorhanden und der Unterhaltsaufwand dafür ist gering.
Der Landschaftspark Wiese zeigt, wie divergente Nutzungen im Einklang realisiert werden können. Auf deutscher und schweizerischer Seite werden verschiedene Formen der Landnutzung, wie intensive Landwirtschaft und biologischer Landbau sowie Trinkwassergewinnung mit Erholungsmöglichkeiten für die Bevölkerung verbunden. Durch den grenzüberschreitenden Einsatz von Rangern sowohl auf schweizerischer wie auf deutscher Seite wird auf die Bedeutung des Parks als Trinkwasserschutzgebiet und Lebensraum für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt hingewiesen. Ziel ist es, den Besucherinnen und Besuchern den Park mit all seinen Facetten zu präsentieren und ein bewusstes Verhalten zum Schutz der Natur zu fördern. [2, 3].
Die Exkursion im Landschaftspark Wiese war ein spannendes Erlebnis für die Master-Studierenden der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg, das verdeutlichte, wie wichtig eine nachhaltige Nutzung und Bewahrung der Naturressourcen für unsere Zukunft ist.
Quellen:
[1] ARBEITSGEMEINSCHAFT FÜR DEN WALD: Flyer zum Runden Waldtisch "Wald – Wasser – Trockenheit". Exkursion im Landschaftspark Wiese und im Wald von Riehen: 26. Juni 2024, Basel und Riehen.
[2] LANDSCHAFTSPARK WIESE: www.landschaftsparkwiese.info
[3] AMT FÜR WALD BEIDER BASEL: Waldentwicklungsplan (WEP) BaselStadt 2021 – 2035