SaarForst – immer einen Schritt voraus
Veröffentlicht am: 12. Dezember 2024
Am 5. Dezember 2024 hatte der Saarforst Landesbetrieb die Studierenden des Masterstudiengangs Forstwirtschaft der HFR zu einer ganztägigen Exkursion eingeladen.
Foto: In der SaarForst-Betriebszentrale in Von der Heydt – die Rottenburger Masterstudierenden mit Direktor Thomas Steinmetz (Mitte) und Frau Dr. von Zingler (3. von rechts).
Im Revier Eppelborn, seit vielen Jahren Versuchsrevier für die Weiterentwicklung der naturnahen Waldwirtschaft, erläuterte Revierleiter Roland Wirtz die saarländischen Waldbaustrategien und ideen. Am praktischen Beispiel zeigte er, dass Dauerwälder eine vielfältige, dynamische Waldstruktur sind und keinesfalls Waldbau nach Schema F sind. Ergänzt wurden die Ausführungen von R Wirtz durch Alexandra Emde, die Leiterin des Forstplanungsreferates im saarländischen Umweltministerium.
Inspiriert von den Prozessen, die in Urwäldern, z.B. den Buchenurwäldern der Karpaten, ablaufen, ist die Waldbewirtschaftung hier zuallererst darauf gerichtet, resiliente, anpassungsfähige, vielfältige und dauerhafte Waldökosysteme zu gewährleisten oder zu schaffen. Unter diesem Oberziel können die Wälder dann für verschiedene Leistungen genutzt werden – Holz, Wildpret, Kühlung, Erholung, Wasserhaushalt, Standorte für Windräder etc. Dazu muss aber stets der Natur ein großer eigener Entfaltungsraum belassen werden – nicht alles, was der Wald hervorbringt, darf genutzt werden. So verbleibt z.B. ein erheblicher Anteil des Holzes als Totholz im Ökosystem. Oder: Störungen werden als Triebfeder zur Entwicklung des Ökosystems gesehen. Beeindruckend war, wie es gelingt, auch die Verjüngung von Licht- und seltenen Baumarten in dieses Waldbaukonzept zu integrieren. Bemerkenswert ist auch, dass die Naturschutzverbände in die Entwicklung der Konzeption ohne Scheuklappen eingebunden werden und diese voll mittragen.
Am Nachmittag stellte Thomas Steinmetz, Direktor des SaarForst Landesbetriebs, die Entwicklung des Landesbetriebes sowie seine aktuelle Organisation vor. Deutlich wurde, dass das kleinste Flächenland der Republik seit Jahrzehnten eine besondere Rolle bei der Waldbewirtschaftung spielt. Hier werden oft neue Wege beschritten, die später in größeren Ländern übernommen werden, sei es die Trennung von Forsthoheit und Forstbetrieb, die Gründung eines haushaltsrechtlichen Landesbetriebs, partizipative Ansätze mit der Zivilgesellschaft oder die Erschließung neuer Geschäftsfelder.
Frau Dr. Christina von Zingler, die Leiterin des Geschäftsbereichs Liegenschaften und Dienstleistungen bei SaarForst, zeigte anhand der Entwicklung des saarländischen Waldgesetzes, dass dies allerdings keine geradlinige Entwicklung ist. Vielmehr haben gesellschaftliche Einstellungen und politisches Kalkül starken Einfluss auf die Waldpolitik und die Rahmenbedingungen des betrieblichen Handelns, wie sie am Beispiel der Nutzung des Waldes als Standort für Windkraft verdeutlichte.
Eine lebendige Diskussion schloss sich an, welche Möglichkeiten Forstbetriebe haben, alternative Geschäftsfelder zu erschließen. Für SaarForst gewinnt diese Frage eine besondere Bedeutung, da die Fichte im Saarland in der Schlußrunde ist: die bisher üppigen Erträge aus der ehemaligen Brotbaumart werden in absehbarer Zeit vollends wegfallen.
Die Exkursion bei SaarForst gab allen Teilnehmern wertvolle Anregungen für einen zukunftsfähigen Waldbau und zu neuen wirtschaftlichen Perspektiven für die Forstbranche.