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Online Sägewerk: Best wood Schneider

Veröffentlicht am: 30. Januar 2025

Ein Sägewerk ohne Rundholzlagerplatz?!

Ein Mann begutachtet gesägtes Holz

Nach drei bis vier Jahren forstwirtschaftlichen Studiums sollte man meinen, dass jegliche Formen mitteleuropäischer Sägewerke bekannt sind. Aber was ist denn ein „Online Sägewerk“?

Um diese Frage zu beantworten, erhielten unsere Masterstudierenden im Studiengang Forstwirtschaft die Gelegenheit, dass erst zwei Jahre alte Sägewerk von best wood Schneider in Meßkirch am 23.01.2025 zu besuchen. Schwerpunkt dieser Exkursion war die Logistik, organisiert und betreut durch Herrn Drobny. Am Werk angekommen, wurden die Studierenden durch Herrn Schilling, Leiter im Einkauf, begrüßt und zu einer ersten Präsentation des regional agierenden Unternehmens eingeladen. Neben dem neuen Produktionsstandort in Meßkirch befindet sich das Stammwerk des Unternehmens gerade einmal eine Stunde entfernt in Eberhardzell. Hier finden sich neben der traditionellen Schnittholzproduktion und dessen Weiterveredelung auch ein Holzfaserdämmstoffwerk, Farbveredelung sowie ein Pellet- und Heizkraftwerk. Zentrales Thema der Firmenphilosophie sind die geschlossenen Betriebsabläufe. Soweit es möglich ist, sollen weder Schnittholz noch die Holznebenprodukte das Werksgelände verlassen, sondern vor Ort ohne maschinellen Transport weiterverarbeitet werden. Der Standort Meßkirch wurde ganz nach dem Vorbild des Stammwerks gebaut und beinhaltet eine Schnittholzproduktion aus Nadelstark- und Schwachholz sowie ein CLT-Werk (Cross Laminated Timber), Pelletwerk und Heizkraftwerk. Die Sägelinie besteht aus zwei Blockbandsägen und einer Profilzerspanerlinie. Die Besonderheit des Standortes ist, dass durch einen hochmodernen Online-Einschnitt auf den Rundholzplatz komplett verzichtet werden kann. Auch werden durch eine direkte Anbindung der Weiterverarbeitung und einer modernen Logistik sowohl Fläche, als auch Trucks und Gabelstapler eingespart.

Aber wie kann ein Sägewerk ohne Rundholzplatz funktionieren? Der Verzicht auf einen Rundholzplatz stellt hohe Anforderungen an die Logistik. Es muss sichergestellt werden, dass die Industrie jeden Tag kontinuierlich mit Rohholz beliefert wird, unabhängig von Witterung und Holzeinschlag. Um dieser Herausforderung gerecht zu werden, wird die jährliche Einschnittsmenge von 350.000 fm innerhalb eines Einkaufsradius von 60 bis 70 km in einer Standardlänge von 4m erworben. Am Sägewerk angekommen wird das Rundholz entweder direkt aufgelegt oder bei Kapazitätsauslastung vor dem Rundholztisch abgelegt. Auch erfolgt beim PZ-Sortiment eine grobe Einteilung in fünf 5cm Durchmesserklassen, wodurch wiederum eine höhere Auslastung und Effizienz erreicht wird. Zusätzlich wird zeitweise ein Nasslager betrieben und Holz auf Stock eingekauft, um eine flexible Holzlieferung gewährleisten zu können. Dennoch bleibt es nicht aus, dass die Sägelinie zwischendurch stillsteht. Liegen keine Bestellungen im CLT-Werk vor, wird auch kein Schnittholz benötigt. Gerade in diesen Situationen zeigt sich die Stärke des Online Sägewerkes. Die Wertschöpfung liegt in der hohen Weiterverarbeitung. In Kombination mit einem geringeren Fuhrpark und Personal auf dem Werksgelände und einer Einsparung von ca. 5€/fm, die durch den Verzicht auf einen Rundholzplatz erreicht wird, können Standzeiten wirtschaftlich akzeptiert werden.

Die Exkursion verdeutlichte den Masterstudierenden die Komplexität der just in Time Lieferung und die Vorteile, die Wertschöpfung Vorort zu betreiben. Die hochmoderne Anlage zeigt, welche Möglichkeiten der Online-Einschnitt im Bereich der Kundenorientierung bietet. Auch kann sie Teil der Lösung sein, dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken.