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NaRem Studierende planen Grünbrücke über die Bundesstraße 28 (B28)

Veröffentlicht am: 07. Februar 2025

Eine Wildkatze sitzt im Wald

Anthropogen geschaffene Barrieren, wie Straßen, Kanäle, Eisenbahnschienen und Siedlungsstrukturen können negative Auswirkungen auf Wildtierarten mit großen räumlichen Verbreitungsgebieten und saisonalen Wandertraditionen haben. Die Errichtung solcher Barrieren führt zu einer zunehmenden Reduktion des genetischen Austauschs zwischen den Populationen dieser Arten. Die im Jahr 2022 fertig gestellte B28 zwischen Tübingen und Rottenburg stellt als nahezu durchgehend befahrene Straße eine solche Barriere dar. Sie ist ein praktisch unüberwindbares Hindernis für viele Arten zwischen ihren Lebensräumen in den großen Waldgebieten des Schönbuchs und des Rammerts. Besonders für wandernde Tierarten wie Wildkatze, Luchs oder auch Wolf stellt die Straße ein Problem dar. 

Eine wirksame Maßnahme, um dem entgegenzuwirken ist der Bau von Grünbrücken. Leider wurde die Anlage von Querungshilfen beim Neubau der B28 versäumt. Sie ermöglichen das gefahrlose Queren von Straßen für Wildtiere, wodurch Lebensräume wiedervernetzt werden können. Studierende des 4. Semesters des Studiengangs Nachhaltiges Regionalmanagement hatten deshalb die Aufgabe eine Grünbrücke über die neue B28 zu planen. Unterschiedlichste Standorte für eine solche Brücke wurden von den Studierenden im Hinblick auf ihre Eignung geprüft. Als ein Ergebnis der Arbeit wurde ein gut geeigneter Standort ermittelt, der die B28 zwischen Kilchberg und Weilheim überspannt (siehe Abbildungen 1 und 2). Hier verläuft auch gemäß dem Generalwildwegeplan ein wichtiger Wildtierkorridor von nationaler Bedeutung. Dieser ist ein integrativer Bestandteil eines nationalen bzw. internationalen ökologischen Netzwerks von Wildtierkorridoren. Im Bereich zwischen Kilchberg und Weilheim kann an vorhandenen Leitstrukturen in der Landschaft angeknüpft werden. Dies erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Grünbrücke später auch wirklich von scheuen Wildtiere genutzt wird.

Abbildungen 1 und 2: Mit Photoshop erstellte Fotomontage der Grünbrücke, die die B 28 mit Blick auf den zu überbrückenden Korridor zwischen Kilchberg und Weilheim zeigt. Der Einsatz von Grünbrücken zielt darauf ab, die negativen Auswirkungen von Barrieren auf Wildtierpopulationen zu verringern. Ergebnis der Projektarbeit im Fach Landschaftsplanung von Minouschka Hoppe, Pia Koch, Manuel Messal und Helen Serba.

Derzeit wird vom RP Stuttgart eine Grünbrücke über die B 14 zwischen Herrenberg und Nufringen geplant. Der Baubeginn dieser Brücke wird nach erfolgreichem Planfeststellungsverfahren für das Jahr 2027 veranschlagt. Die Kosten belaufen sich auf rund 8 Millionen Euro. Durch den Bau dieser Brücke entsteht ein barrierefreier Weg für Wildtiere, vor allem für die bedrohte Wildkatze vom Schwarzwald in den Schönbuch. Die nun von den Studierenden geplante Grünbrücke über die B28 wäre damit eine logische Fortsetzung des landesweiten Biotopverbundes und damit wäre der Weg frei für die Ausbreitung der Wildkatze vom Schwarzwald zum Schönbuch über den Spitzberg und dann in den Rammert und darüber hinaus. Und vielleicht könnten mit der von den Studenten geplanten Grünbrücke über die B28 auch irgendwann mal die Gatter im Rotwildgehege des Schönbuchs geöffnet werden, sodass das Rotwild barrierefrei bis in den Rammert einwandern kann (siehe Abbildungen 3 und 4).

Abbildungen 3 und 4: Mit Photoshop erstellte Fotomontage der geplanten Grünbrücke. Bildmontage mit einer 3D Ansicht von Google Earth. Ergebnis der Projektarbeit im Fach Landschaftsplanung von Minouschka Hoppe, Pia Koch, Manuel Messal und Helen Serba.