Zwischen Energiefabrik und kleinem Nationalpark - Kleinprivatwaldberatung live
Veröffentlicht am: 02. Mai 2023
Rund zwei Millionen Waldbesitzer*innen gibt es in Deutschland, 99% davon besitzen kleine und kleinste Waldflächen, die oft nicht mal einen Hektar umfassen. Ihre Vorstellungen, was sie mit diesem Wald tun können und wollen, sind äußerst vielfältig. Das macht den Reiz, aber auch die Schwierigkeit der forstlichen Tätigkeit im Kleinprivatwald aus.
Foto: Lena Rentschler vom Kreisforstamt Freudenstadt berichtet den Studierenden der HFR von den besonderen Herausforderungen im Kleinprivatwald. Ihre erste Aufgabe: Flurstücksgrenzen finden und markieren.
Lena Rentschler hat in ihrer Bachelorarbeit 2021 die Eigentumsstrukturen im Privatwald im Landkreis Freudenstadt analysiert. Besonders kleinstrukturierte Eigentumsverhältnisse fand sie in den Wäldern der Gemeinde Eutingen im Gäu. Die durchschnittliche private Waldparzelle ist hier nur 0,15 ha klein. Zur Kleinheit kommt hinzu, dass viele Grenzen zwischen den kleinen Flurstücken nicht ordentlich gekennzeichnet sind und als Voraussetzung jeder Tätigkeit im Wald zuerst identifiziert werden müssen.
Gemeinsam mit Lena Rentschler, die inzwischen im Kreisforstamt Freudenstadt in der Beratung und Betreuung des Kleinprivatwaldes tätig ist, entwickelten die Studierenden im 6. Semester des Bachelor Forstwirtschaft der HFR in Eutingen Ansätze für die Beratung dieser Waldbesitzer*innen. Da gibt es den Häuslebesitzer, der in der Energiekrise seinen Holzofen reaktiviert und dann feststellen muss, dass er die starken Buchen und Fichten auf seinem Miniflurstück gar nicht alleine zu Brennholz aufbereiten kann. Oder die Waldbesitzerin, die an die ererbte Waldsparkasse gehen will, deren Flurstück aber gar keine Anbindung an einen Rückeweg hat. Ein anderer Fall sind die ökologisch interessierten und engagierten Waldbesitzer, die Ideen suchen, wie sie mit ihren 0,2 ha, auf denen einige starke, vom Borkenkäfer befallene Tannen und Fichten stehen, einen Beitrag zur Klimaanpassung und zur Biodiversität ihrer Heimatgemeinde leisten können. Neben allen guten fachlichen Vorschlägen kristallisierte sich ein Gedanke heraus: in derartigen Situationen ist Zusammenarbeit zwischen diesen Waldbesitzer*innen ein absolutes Muss. Diese Zusammenarbeit anzustoßen und zu fördern ist eine zentrale Aufgabe für Försterinnen und Förster, die im Kleinprivatwald tätig sind.
Foto: Was ist der beste Rat für die Waldbesitzerin? HFR-Studierende diskutieren Alternativen für die Beratung der Eigentümerin dieses kleinen Waldflurstücks.