Landtagsabgeordneter Joukov zu Gast an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
Veröffentlicht am: 29. Juni 2023
Informationsaustausch zwischen Forschung, Politik und Wirtschaft
Am 05. Juni 2023 besuchte Michael Joukov, MdL die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR). Herr Joukov ist Landtagsabgeordneter der Grünen für den Wahlkreis Ulm. Die dortige Fernwärme Ulm GmbH (FUG) versorgt über ein Wärmenetz Teile der Stadt Ulm mit klimafreundlicher Wärme unter anderem aus zwei Biomasse-Heizkraftwerken. Der technische Geschäftsführer der FUG, Michael Berger hatte den Besuch gemeinsam mit Prof. Dr.-Ing. Harald Thorwarth, Professor für Feuerungstechnik an der HFR, angeregt.
Im Fokus des Informationsaustauschs standen die CO2-Neutralität und Verfügbarkeit der Holzenergie. Mit dem Ausstieg aus Kernenergie und Kohle fallen Erzeugungskapazitäten für Wärme und Strom weg. Bisher wurden die erneuerbaren Energien allerdings nicht im gleichen Maße ausgebaut. Ein Blick auf den deutschen Primärenergieverbrauch zeigt, dass davon gerade einmal 15 % aus erneuerbaren Quellen stammen. „Das bedeutet beim großen Projekt der Energiewende liegen 85 % des Weges noch vor uns. Heute basiert Wärmebereitstellung noch immer maßgeblich auf fossilen Energieträgern wie Erdöl und Erdgas. Die wichtigste erneuerbare Wärmequelle ist nach wie vor die Holzenergie“, erklärte Thorwarth.
Langfristiges Ziel für nachhaltiges Leben und Wirtschaften ist es, die Rohstoff- und Energiebedarfe für unser tägliches Leben ausschließlich aus regenerativen Quellen zu decken. Mit der Frage, welche Ressourcen, Strategien und Technologien die Energie- und Rohstoffwende ermöglichen, befasst sich die Arbeitsgruppe von Prof. Thorwarth in ihrer Forschung. Die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffs Holz spielt dabei eine zentrale Rolle.
Unsere Wälder und die Nutzung von Holz als Baustoff und Energieträger sind bereits heute eine tragende Säule des Klimaschutzes. Konkurrierende Nutzungsansprüche an den Lebensraum Wald und den Rohstoff Holz bieten Zündstoff für politische und gesellschaftliche Diskussionen. Mit Blick auf den fortschreitenden Klimawandel werden beispielsweise Maßnahmen zur Waldpflege und –Anpassung immer wichtiger, um Schäden durch Trockenheit und Schädlinge vorzubeugen. „Gerade in den letzten Jahren haben solche Ereignisse zu großen Mengen minderwertiger Holzsortimente am Markt geführt, für die die Waldbesitzenden keine ausreichenden Erlöse erzielen konnten. Genau diese Sortimente sind interessant für die Energiebereitstellung, anstatt sie einfach im Wald verrotten zu lassen“, führte Michael Berger aus. Die Anwesenden waren sich einig, dass die regionale und nachhaltige Nutzung von Holz als Energieträger, z. B. in modernen, effizienten und emissionsarmen Heizwerken, helfen kann, sowohl die Wärmewende als auch den Waldumbau sinnvoll und nachhaltig sowie wirtschaftlich und sozial verträglich zu gestalten.
„Holz kann und wird einen wichtigen Beitrag zur Wärmewende leisten. Im ersten Schritt gilt, zu erheben, wie groß das Potenzial in Baden-Württemberg ist – ich werde mich dafür einsetzen, dass es bald geschieht“, verspricht Joukov.
Das zweite große Themengebiet des Gesprächs waren die Möglichkeiten und Grenzen der Kaskadennutzung von Altholz. Altholz ist ein wichtiger biogener Brennstoff, auch in den Anlagen der FUG. Aktuelle Forschungsergebnisse der HFR zeigen, dass entgegen der Annahme, Holz könnte unendlich oft recycelt und wieder genutzt werden, bereits nach 1- bis 2-maliger Nutzung z. B. als Balken oder als Spanplatte Schadstoffgrenzwerte der Altholzverordnung überschritten werden. Der Einsatz als biogener Brennstoff am Lebenszeitende ist ein guter Weg, Schadstoffe aus dem Nutzungskreislauf ausschleusen. „Mit Schadstoffen belastetes Holz ist in einem Biomasse-Heizkraftwerk, welches etliche Millionen in eine effiziente Rauchgasreinigung investiert, genau richtig aufgehoben. Da kann es höchst wirtschaftlich energetisch verwertet werden, ohne die Umwelt zu belasten“, verdeutlicht Joukov.
Zum Abschluss des informativen Austauschs informierten sich Herr Joukov, der die HFR gemeinsam mit Mitarbeiter Raphael Putz besuchte, und Herr Berger bei einem Campusrundgang über aktuelle Forschungsprojekte und die Laborinfrastruktur an der HFR.