Jäger und Flächeneigentümer an einem Tisch – HFR testet Moderationskonzept
Veröffentlicht am: 01. Juli 2024
Probleme gemeinsam lösen – das ist der Ansatz des praxisorientierten Forschungsprojekts „Zwischen Vorurteilen und Kooperation – Neue Lösungsansätze zur Kommunikation im Waldumbau“ der Hochschulen Erfurt und Rottenburg. Das von der Fachagentur für nachwachsende Rohstoffe finanzierte Projekt möchte neue Ansätze finden, um die Kommunikation zwischen Grundeigentümern, Jägern und Grundbewirtschaftern zu verbessern – denn alle drei Gruppen müssen zusammenarbeiten, um den Wald im Klimawandel auf den richtigen Weg zu bringen.
Getreu diesem Leitsatz trafen sich am 15.06.2024 fünf Waldbesitzer und vier Jäger zu einem gemeinsamen moderierten Gespräch in Ohlsbach, Ortenaukreis. Für das Gespräch wurden gezielt junge Personen ausgewählt, um der Generation eine Stimme zu geben, die den Waldumbau der nächsten Jahrzehnte entscheidend prägen wird. Unterstützt wurde die Veranstaltung von der Waldservice Ortenau GmbH und der Initiative Klimapositive Waldwirtschaft, sowie von der Kreisjägervereinigung Offenburg, die bei der Bewerbung der Veranstaltung unterstützte.
Unter der Leitfrage „Wie kann es gelingen, die verhärteten Fronten im Wald-Wild-Konflikt abzubauen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten, die den Wald der Zukunft auf den Weg bringen?“ konnten die Teilnehmer zunächst in aller Ruhe und nacheinander ihre eigene Einschätzung zu diesem Thema abgeben und anschließend rege darüber diskutieren.
Schnell zeigte sich: Alle Parteien waren bereit, sich gegenseitig zuzuhören und brachten Verständnis für die Situation des Anderen auf. Unter der kompetenten Anleitung der Moderatorin teilten die Teilnehmer ihre Problematiken mit der Gruppe. Gleichzeitig wurden gemeinsam Lösungsvorschläge erarbeitet, um die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Grundeigentümern zu stärken. So äußerten die anwesenden Jäger z.B. Verständnis für die Wildschadensproblematik der Grundbesitzer und schlugen vor, dass die Eigentümer ihre Zielsetzung für die Jagd den Jägern doch schon im Jagdpachtvertrag mitteilen sollten. Damit wüssten die Jäger auch genau, was man von ihnen erwarte. Die Grundeigentümer wiederum waren interessiert an Möglichkeiten, die Jäger bei ihrem Handwerk zu unterstützen. So fand z.B. der Hinweis eines Teilnehmers, dass die Grundeigentümer in ihrem Jagdbezirk den Jägern beim Hochsitzbau und als Treiber bei der Drückjagd Hilfe leisten würden, großen Anklang. In einem Punkt waren sich Grundeigentümer und Jäger am Ende einig: Beide Seiten wünschen sich mehr Offenheit für Neues bei den Themen Wald und Jagd und mehr Gelegenheiten für junge Menschen, in ihrem Umfeld gehört zu werden. Insbesondere von Jägerseite wurde außerdem der Wunsch nach mehr regionalen Fortbildungsmöglichkeiten geäußert, um auch nach der Ausbildung in der Jagdschule neues Wissen dazugewinnen zu können.
Am Ende der Veranstaltung bewerteten die Teilnehmer den Ansatz positiv, das Gespräch durch eine Moderatorin begleiten zu lassen. Die Teilnehmer konnten bestätigen, dass durch die Veranstaltung ihr Blick für die Bedürfnisse und Herausforderungen der jeweils anderen Gruppe geschärft wurde. Dieser Ansatz soll nun an weiteren Orten getestet werden.