Holzbau - modern und traditionell
Veröffentlicht am: 04. Juni 2024
Gemeinsame Exkursion der Studierenden der Master-Studiengänge Ressourceneffizientes Bauen und Forstwirtschaft
Seit Jahrhunderten produzieren Forstbetriebe im Schwarzwald den umweltfreundlichen Rohstoff Holz und Holzbaubetriebe erstellen daraus Wohn- und Gewerbebauten. Was sich einfach anhört, ist zu allen Zeiten ein komplexer, von Sachverstand im Umgang mit dem Baustoff Holz geprägter und auch innovativer Prozess gewesen.
Die gemeinsame Exkursion der beiden Master-Studiengänge blickte zuerst auf den modernen Holzbau. Florian Hegar, Juniorchef von Holzhaus Bonndorf und Absolvent des Studiengangs Holzwirtschaft der HFR, gab tiefe Einblick in die Tätigkeit des 1995 gegründeten Familienunternehmens. Rd. 100 Mitarbeiter mit unterschiedlichster beruflicher Qualifikation – Architekten, Zimmerleute und Schreiner, EDV- und Energieexperten u.v.a.m. – arbeiten bei Planung, Fertigung und Errichtung von Holzgebäuden zusammen. Schwerpunkte sind Neubauten von Ein- und Mehrfamilienhäusern, Renovierungen und Aufstockungen. Welche z.T. überraschenden Herausforderungen sich für die Holzbauexperten gerade beim Um- und Ausbau älterer Gebäude auftun, zeigte uns Herr Hegar am Beispiel eines mehrgeschossigen Hotelgebäudes in Rottweil, das zwei zusätzliche Geschosse erhielt. Spannend war ferner die Informationen über die Brandschutztests mit Holzwänden, die Feuern bemerkenswert gut standhalten.
Holzhaus Bonndorf bietet von der Planung bis zur Innenausstattung alle Leistungen, die beim Bau eines Holzgebäudes benötigt werden, modular an. Dabei gleicht kein Gebäude dem anderen – der Grad der Individualisierung ist bemerkenswert hoch. Die Vorfertigung aller Elemente eines Gebäudes erfolgt in einer 2013 neu errichteten Produktionshalle mit einem hohen Grad an Automatisation und in einer beeindruckenden Geschwindigkeit. Von der Planung ausgehend wird der Fertigungsprozess weitgehend digital gesteuert.
Herr Hegar ging auch auf Fragen der Unternehmensführung, die Entwicklung des Baumarktes und dessen wirtschaftliche Parameter sowie die Zukunftsperspektiven des Rohstoffes Holz ein. Noch werden von Holzhaus Bonndorf vorwiegend Nadelhölzer verwendet. Angesichts des wachsenden Anteils von Laubbäumen in den Wäldern bestehen hohe Erwartungen an die Forschung, gerade auch in Baden-Württemberg, für die Verwendung dieser Baumarten im Holzbau neue Möglichkeiten zu entwickeln.
30 km nordwestlich von Bonndorf liegt der Ebenemooshof, das zweite Ziel der Exkursion. Der Schwarzwaldhof wurde 1437 erstmals in einer Urkunde erwähnt. In dem riesigen Holzbau sind, dendrochronologisch nachgewiesen, Balken verbaut, die im Jahr 1525 eingeschlagen wurden. Der Hof wird mindestens seit dieser Zeit ununterbrochen von der Familie Tritschler bewohnt und bewirtschaftet. Markus Tritschler, ebenfalls Absolvent der HFR im Studiengang Forstwirtschaft, berichtete der Exkursionsgruppe von der Geschichte seines elterlichen land- und forstwirtschaftlichen Betriebes.
Auch ein kleines Hofsägewerk gehört zum Hof. Und ebenso eine kleine Kapelle für die Hofbewohner. Denn noch im 20. Jhdt. lebten und arbeiteten hier das ganze Jahr über 20 – 30 Menschen. Heute sind es nur noch drei bis vier Personen, die den Betrieb am Laufen halten. Martin Tritschler, der derzeitige Hofinhaber, zugleich Vizepräsident des Forstkammer Baden-Württemberg, und seine Frau gaben neben ihrem Sohn weitere Eindrücke in die noch immer schwere und anspruchsvolle Arbeit in der Wald- und Landwirtschaft in dieser Höhenlage.
Die Bauweise der Schwarzwaldhöfe ist angepasst an das rauhe Klima des Berglandes. Wohnungen, Ställe sowie Lager- und Wirtschaftsräume finden sich alle unter einem Dach. Als Baustoff verwendet wurden die Holzarten, die der umliegende Wald anbot: Tanne und Fichte. Eindrücklich ist, dass dieses Holzgebäude in den vielen Jahrhunderten seiner Existenz vielfach umgebaut, erweitert oder saniert wurde. Ein lebendes Gebäude sozusagen. Dabei wurde es den wirtschaftlichen Erfordernissen der jeweiligen Zeit, aber auch den Stilvorstellungen seiner Bewohner von einem zeitgemäßen Wohnen angepasst. Der jeweilige Hofbauer und seine Mitarbeiter haben wahrscheinlich einen Großteil der Holzarbeiten, vom Einschlag im Wald über die Bearbeitung des Holzes bis zum Einbau selbst durchgeführt.
Fazit: ein spannender und vielseitiger Exkursionstag mit Einblicken in Tradition und Gegenwart des Bauens mit Holz für REBA- und Forst-Studierende.