Forschungsreise in die Türkei
Veröffentlicht am: 20. April 2023
In Deutschland ist der Blauschwarze Eisvogel (Limenitis reducta) eine der seltensten einheimischen Tagfalterarten mit nur wenigen Vorkommen in der Schwäbischen Alb, wo sich die HFR seit 2019 in Forschungs- und Schutzprojekten für den Erhalt der Art einsetzt. Dagegen ist die Art im Mittelmeerraum weit verbreitet und stellenweise häufig. Während für die Schwäbische Alb mittlerweile gute Kenntnisse zu den Habitatansprüchen des Blauschwarzen Eisvogels vorliegen, ist es bisher unklar, in welchen Wäldern und auf welchen Pflanzen die Art im Mittelmeerraum als Raupe überwintert. Aus diesem Grund fuhren zwei Studenten des Studiengangs Nachhaltiges Regionalmanagement zusammen mit Prof. Dr. Gottschalk und Heiko Hinneberg in die Westtürkei in den Dilek-Nationalpark auf der gleichnamigen Halbinsel. Der Wald im Nationalpark ist durch die fehlende Bewirtschaftung in einer sehr ursprünglichen Form erhalten geblieben und ist geprägt von alten Schwarzkiefern, Steineichen, Orientalischen Platanen und Styraxbäumen.
Während der Reise wurden mehrere Hibernacula, das sind Blattgehäuse, in denen die Raupen des Blauschwarzen Eisvogels überwintern, gefunden. Alle befanden sind am Wegesrand am Etruskischen Geißblatt Lonicera etrusca in einer Höhenlage zwischen 500 und 660 m über dem Meer. Im Vergleich zu den Habitaten in der Schwäbischen Alb war auffällig, dass die Raupen im Dilek-Nationalpark auf deutlich schattigeren Standorten und meist bodennah gefunden wurden. Weitere Erfassungen sind notwendig, um genauere Informationen zu den Habitatansprüchen und Überlebensraten der Raupen des Blauschwarzen Eisvogels in den Wäldern des Mittelmeerraumes zu erhalten. Weitere Erkenntnisse zur ökologischen Einnischung der Art in ihrem mediterranen Hauptverbreitungsgebiet könnten helfen, die Seltenheit der Art in Süddeutschland zu verstehen und Habitatmanagement-Maßnahmen weiter zu verbessern.