Feuchter Sommer 2024: ein guter Start für Waldforschung zu Trockenheit und Hitze
Veröffentlicht am: 26. November 2024
In der Vegetationsperiode 2024 gab es an den meisten Orten im Südwesten ausgiebige Niederschläge. Diese Monate hatten im Unterschied zu den Jahren zuvor kaum Hitze- und Trockenperioden.
Dennoch, und gerade deshalb, gilt für die Messungen an Buchen und Eichen im Projekt DryTrees: „Ein gutes Vergleichsjahr“, freut sich Prof. Dr. Sebastian Hein, Projektleiter des erst in diesem Frühjahr gestarteten und auf drei Jahre ausgelegten Forschungsprojektes.
Das von der Baden-Württemberg Stiftung gGmbH geförderte Forschungsvorhaben beschäftigt sich mit der Frage der Zukunftsfähigkeit von Eichen und Buchen im Klimawandel. Zusätzlich nimmt das Projekt die daraus resultierende regionale Anbauwürdigkeit im Wald der kommenden Jahrzehnte in den Blick:
Buchen und Eichen stellen bedeutende einheimische Laubbaumarten dar, deren Wachstum durch den Klimawandel vor erhebliche Herausforderungen gestellt wird. Insbesondere höhere Temperaturen und längere Trockenphasen werden erwartet, was je nach Bodenart zu zusätzlichen Schwierigkeiten führt. Die verschiedenen Bodenarten - von Sand über Schluff zu Ton - weisen Unterschiede in Eigenschaften wie Wasserdurchlässigkeit, Durchlüftung, Durchwurzelbarkeit, pflanzenverfügbares Wasser, Porenvolumen und Wasserhaltevermögen auf.
Um den Wasserhaushalt und das Wachstum der Bäume zu beurteilen, werden daher Messungen des Stammradius und des Saftflusses (sog. Xylemfluss von den Wurzeln durch den Stamm zu den Blättern) durchgeführt. Durch die Analyse dieser Parameter lassen sich Rückschlüsse auf den Gesundheitszustand und die Anpassungsfähigkeit der Bäume ziehen.
Während die meisten existierenden Forschungsarbeiten vorwiegend einzelne Parameter der Baumgesundheit untersuchen, stützt sich das Gemeinschaftsprojekt der Universität Tübingen (Prof. Dr. V. Hochschild) und der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (Prof. Dr. S. Hein) auf einen integrierten Ansatz von Messanordnungen mehrerer Sphären (Vegetation, Boden, Klima) entlang eines Wasserhaushaltsgradienten. Dazu hat die Stadt Hechingen am Albtrauf Wälder für ausgewählte Versuchsflächen zur Verfügung gestellt. So sollen datengestützte Erkenntnisse zur Klima-Wuchssensitivität beider Baumarten in Bezug auf die vorherrschenden Standortbedingungen gewonnen und kombiniert werden. Die Verknüpfung ökophysiologischer Sensorik (zeitlich hoch aufgelöster Stammzuwachs und Wassertransport) mit geländeklimatologischen Messungen (Luft- und Bodenwasserhaushalt) und bildgebender Fernerkundung (durch hyperspektrale luftgestützten Bildaufnahmen und Zeitreihen von Satellitendaten) entlang ausgewählter Standortgradienten erlaubt die Analyse der witterungs-, bodenfeuchte- und bodenartspezifischen Trockenstressanfälligkeit von Buchen und Eichen.
Dadurch gewonnene Informationen erlauben Rückschlüsse zu Auswirkungen extremer Trockenjahre und zur Erholungsfähigkeit älterer Waldbestände in Abhängigkeit vom Standort. Die Erkenntnisse werden herangezogen, um das regionale Anbaurisiko im Klimawandel abzuschätzen, regionale Anbau- und Pflegeempfehlungen abzugeben, und so einen kosteneffektiven und klimaresilienten Waldbau zu ermöglichen.
Gerade der feuchte Sommer 2024 bietet einen Kontrast zu den möglicherweise trockeneren und heißeren folgenden Vegetationsperioden. Das Klima der kommenden Jahre bestimmt der Zufall, doch für den oben genannten Forschungsansatz sind extreme Vergleichsjahre (nass vs. trocken-heiß) durchaus vorteilhaft - auch wenn dies für den Gesundheitszustand des Waldes insgesamt kaum wünschenswert wäre.
Kontakt:
Prof. Dr. Sebastian Hein
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
University of Applied Forest Sciences