Exkursionsbericht „vom Brocken zum Bodden“
Veröffentlicht am: 16. Mai 2024
Am 28.04.24 brachen 18 Studierende mit drei Dozentinnen zur Exkursion „Vom Brocken zum Bodden“ auf, wo wir verschiedene Nationalparks, Biosphärengebiete und Wirtschaftswälder besuchten.
Bild: Exkursionspunkt Waldbrandflächen im Harz. Foto: A. Siemonsmeier
So mystisch wie die Legenden, die sich um den Brocken ranken, so war auch der Wald im Nationalpark Harz. Während wir durch Reihen aus silbrigen Dürrständern wanderten, wurde uns die Borkenkäferproblematik eindrücklich bewusst.
Wir lernten vieles über die Vergangenheit und Zukunft des Harzes und über Waldbrandmanagement beispielsweise inwieweit intelligente Wegeplanung, das Anlegen von Wasserspeichern und modernen Frühwarnsystemen maßgeblich zum Erfolg der Feuerwehreinsätze beitragen können und wie zentral die gute Kommunikation zwischen Feuerwehr und Forstleuten ist.
Einen Kontrast dazu stellten die Buchen-Hallenwälder des Lübecker Stadtwaldes am nächsten Tag dar. Dort wurde uns ausführlich das dort begründete Lübecker-Modell, welches auf naturnahe und extensive Nutzung setzt, erläutert und diskutiert.
Danach besuchten wir die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR). Dort erhielten wir Einblicke in die Arbeitsweise der FNR und ihre laufenden Projekte, sowie die Förderungsmöglichkeiten, die sie bereitstellt, auch für einige Forschungsprojekte an der HFR.
Im Anschluss ging die Fahrt weiter auf die Insel Rügen, wo wir die nächsten vier Nächte verbrachten. Am ersten Tag stand der Nationalpark Jasmund auf dem Programm, wo wir die 130 Jahre alten Buchenwälder an der Steilküste besuchten, die auch als UNESCO Weltnaturerbe gelten. Neben einer Führung durch den Park besuchten wir den Skywalk und die große Ausstellung des Nationalparkbesucherzentrums. Dies bot uns Diskussionsstoff zum Thema Kommunikation, Wald- und Naturpädagogik und Besucherlenkung in Wäldern.
Am zweiten Tag auf Rügen zeigten uns zwei Ranger die Naturschutz-Insel Vilm. Der bis zu 600 Jahre alte, ehemalige Hutewald bietet ein einzigartiges Ökosystem auf der kaum vom Tourismus besuchten Insel. Ein Lebensraum für viele seltene Tier- und Pflanzenarten im Wasser und an Land. Eine Schafweide verhindert zusätzlich die Verbuschung der Streuobstwiesen, die besonders schützenswert sind. Aufgrund des hohen Totholzanteils konnten wir auch verschiedenste Pilze begutachten, die unser aller Interesse weckten, und so unsere Artenkenntnis erweitern.
Am letzten Tag im Bodden besuchten wir die Insel Hiddensee - eine Insel der ständigen Veränderung. Der Spagat zwischen Küstenschutz und Prozessschutz in den Kernzonen des Nationalparks Vorpommersche Boddenlandschaft wurde stark diskutiert. Die Frage, wie weit der Mensch gegen die Natur arbeiten soll, war immer wieder Thema in den Nationalparks. Auf der Wanderung durch Dünen und Heidelandschaft lernten wir vieles über die verschiedenen Sträucher, das Sanddornsterben und die Invasivität des Ahorns auf der Insel. Einen Lichtblick stellte der vom Ulmensterben unberührte Ulmenbestand in den Wäldern Hiddensees dar.
Nach einem letzten Sonnenaufgang auf Rügen brachen wir zur vorletzten Station unserer Reise auf, den Ivenacker Eichen. Dort fanden wir nicht nur ein Waldweideprojekt mit verschiedensten Tieren vor, sondern standen auch staunend vor den stärksten und womöglich ältesten Eichen Europas, ein Produkt Jahrtausende währender Waldweide. Auf dem Baumwipfelpfad konnten wir anschließend die gigantischen Methusalembäume von oben betrachten. Die alten Bäume bringen neben vielen Besuchern auch viel Totholz mit sich, was eine Herausforderung im Hinblick auf die Verkehrssicherung darstellt, welche durch Arboristik realisiert werden kann.
Anschließend brachen wir zu unserem letzten Ziel auf: dem Nationalpark Kellerwald-Edersee. Mit waldpädagogischen Elementen wurden wir von einem Ranger durch den Nationalpark geführt und bekamen so Ideen für die Umsetzung eigener waldpädagogischer Veranstaltungen. Der Buchenwald auf dem sauren Standort gehört wie die Steilküsten-Buchenwälder im Nationalpark Jasmund zu dem UNESCO Weltnaturerbe alter Buchenwälder. Am Ende wanderten wir durch eine Kalamitätsfläche von 2006, die sich mittlerweile durch Sukzession erfolgreich verjüngt hat und uns einen Eindruck geben konnte, wie der Harz womöglich in Zukunft wieder aussehen wird. Ein schönes Abschlussbild unseres Nationalpark-Triathlons und ein Hoffnungsschimmer. Die Natur fängt immer wieder von vorne an.