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Exkursion im Basler Land – Einblick in Forschung und Naturschutz in der Schweiz

Veröffentlicht am: 16. Juli 2024

Dächer zum Abfangen des Niederschlagswassers im Forschungsprojekt Hölstein.

Die Exkursion der Studierenden im 3. Semester des Master-Studiengangs Forstwirtschaft in die Schweiz am 26./27.06.2024 begann mit der Exkursion zur Wasseraufbereitung der Stadt Basel (s. Aktuelles vom 15.07.2024). Der Nachmittag, über den hier berichtet wird, stand im Zeichen aktueller Forschungen zum Klimawandel, von Lebensraumvernetzung für Wildtiere und Waldnaturschutz in der Schweiz.

Forschungsareal Swiss Canopy Crane II bei Hölstein

Die Universität Basel untersucht in einem Mischbestand, der im Oberstand aus ca. 80 – 100-jährigen Buchen, Eichen, Ahornen, Fichten, Tannen und weiteren Baumarten besteht, die Auswirkungen des Klimawandels auf Waldbäume mit einem Dürreexperiment. PhD David N. Steger gab einen detaillierten Einblick in die Forschung auf dem Gelände.

Beim Dürreexperiment werden durch Dächer im Bestand 50% des Niederschlages aufgefangen und aus der Fläche geleitet, sodass es den Bäumen nicht mehr zur Verfügung steht. Der Jahresniederschlag wird somit von aktuell 800 mm auf 400 mm reduziert. Im Vergleich mit Kontrollflächen werden die Auswirkungen des Wassermangels auf die Bäume untersucht. Um diese auch in den Baumkronen erfassen zu können, steht den Forschern auf dem Gelände ein Kran mit mobiler Gondel zur Verfügung. Die Studierenden konnten bei einer Fahrt in der Gondel selbst beeindruckende Einblicke in das Kronendach des Bestandes gewinnen, welches Forstleute sonst nur durch Blicke vom Boden aus einsehen können.

Außerdem werden auf der Fläche Untersuchungen zum Transpirationspotential, zu Durchmesserschwankungen im Tagesverlauf sowie zum Wurzel- und Mykorrhiza-Wachstum angestellt.

Vernetzung von Wildlebensräumen im Kanton Basel-Landschaft 

Der nächste Exkursionspunkt führte die Studierenden zu einer Wildbrücke über die Frenke, einem verbauten Fluss in der Gemeinde Hölstein. Dort stellte der Jagd- und Fischereiverwalter im Amt für Wald beider Basel, Holger Stockhaus, selbst Absolvent der HFR, die zur Vernetzung von Wildlebensräumen geplanten und ergriffenen Maßnahmen vor. Stockhaus beantwortete darüber hinaus viele Fragen zum Jagdwesen und der Jagdorganisation im Kanton. So kam eine rege Diskussion zustande, in der die Unterschiede zur Jagdorganisation in Deutschland aufgezeigt wurden. Im Kanton Basel-Landschaft gehört das Jagdrecht nicht den Grundeigentümern sondern den Gemeinden, die es an Jagdgesellschaften verpachten. Dabei wird auf Ortsansässigkeit und ökologische Jagd Wert gelegt. Der Erlös aus der Jagdpacht steht dabei im Hintergrund. 

Eichenwytwald Wildenstein 

Der nächste Exkursionspunkt stand im Zeichen des Naturschutzes. Beat Feigenwinter, der pensionierte Kreisoberförster dieses Gebiets, führte uns in einen ehemaligen Eichenweidewald auf einer Hochebene des Tafeljura oberhalb von Bubendorf.
Dort stehen bis zu 500-jährige Eichen, teilweise vergesellschaftet mit Elsbeeren. Diese Methusaleme bieten Lebensraum für viele in der Schweiz bedrohte Käferarten wie Hirschkäfer, großer Eichenbock, Eichenprachtkäfer und Eremit. Ihre Larven sind auch Nahrung für zahlreiche Spechtarten wie Mittel-, Klein-, Bunt-, Schwarz-, Grau- und Grünspecht. Auch finden sich auf der Baumrinde seltene Flechtenarten, von denen Experten bisher bereits über 140 entdeckt haben. Insgesamt ist der Eichenhain Lebensstätte für mehr als 1.000 Tier- und Pflanzenarten, viele davon selten oder gefährdet.
Beat Feigenwinter reicherte seine Führung mit zahlreichen historischen Fakten an. Der Eichenwald wurde früher als Viehweide genutzt und die Eicheln boten im Herbst eine gute Mast für die Schweineherden. Oder wie er es ausdrückte „unter Eichen reifen die besten Schinken“. Seit 1994 steht das Wytwaldgebiet Wildenstein unter dem Schutz des Kantons. 

Fazit und Ausblick 

Nach einem langen, aber lehrreichen Tag, bereichert durch viele Einblicke in eine sehr schöne Kulturlandschaft, übernachtete die studentische Reisegruppe in Basel und erkundete die Innenstadt. Für die Studierenden war es eine Bereicherung, Forstwirtschaft und Naturschutz in einem anderen Land mit Gemeinsamkeiten und Unterschieden zu Deutschland näher kennenzulernen.

Literatur: