Die Zukunft der Jagd in einer modernen Gesellschaft
Veröffentlicht am: 23. Januar 2025

Am 21. Januar 2025 besuchte Prof. Dr. Werner Beutelmeyer im Rahmen der „Vortragsreihe Jagd“ die HFR und begeisterte sowohl HFR-Angehörige, als auch externe ZuhörerInnen mit einem spannenden Vortrag zum Thema „Die Zukunft der Jagd in einer modernen Gesellschaft“. Sein österreichisches Marktforschungsunternehmen „market“ erfasste bereits im Jahr 2011 ein Meinungsbild der Öffentlichkeit und der Jägerschaft selbst und veröffentlichte Thesen dazu, wie sich die Jagd bis zum Jahr 2030 verändern könnte. Im vergangenen Jahr wurde eine darauf aufbauende Folgeumfrage durchgeführt, deren Ergebnisse Einblicke in die Entwicklung der Jagd in einer zunehmend urbanisierten und modernen Gesellschaft liefern.
Wahrnehmung der Jagd in der Öffentlichkeit
Ein zentraler Punkt des Vortrags war die Urbanisierung, die als Treiber für einen gesellschaftlichen Wandel und den Verlust von traditionellen Handwerksfähigkeiten gesehen wird. Nicht nur das Rollenverständnis der Gesellschaft von der Jagd und den Jagenden hat sich verändert, sondern auch ein zunehmender Gradient des Konservativen und Traditionellen von der Stadt zum ländlichen Raum lässt sich erkennen. Besonders im ländlichen Raum zeigt sich ein Überhang an älteren, konservativen Jägern, während in städtischen Regionen die Jagd zunehmend von jüngeren Menschen, darunter auch deutlich mehr Frauen, geprägt wird. Dabei stellt die High-Speed-Gesellschaft die Jagd vor neue Herausforderungen: Immer weniger Menschen finden die Zeit, sich diesem zeitintensiven Hobby zu widmen, sodass es eine Freizeitaktivität unter vielen bleibt.
Generell gesehen, ist die Akzeptanz der Jägerschaft in der modernen Öffentlichkeit in den letzten Jahrzehnten zunehmend verloren gegangen. Anders als LandwirtInnen, die als ExpertInnen mit einer sinnvollen Aufgabe wahrgenommen werden, wird den Jagenden deutlich weniger Kompetenz, Sinnhaftigkeit und Sympathie zugeschrieben. Nationalparks, Naturschutzvereine und Bundesforsten werden beispielsweise als tragende Akteure im Naturschutz gesehen, während die Jägerschaft in der Öffentlichkeit zunehmend weniger als verantwortlich für den Erhalt der Natur wahrgenommen wird. Dabei zeigte sich in der Umfrage, dass die Zustimmung zur Jagd stark von der Informationsgrundlage der Öffentlichkeit abhängt. Je besser die Menschen über das Thema Jagd informiert sind, desto eher befürworten sie die Jagd und nehmen sie positiver wahr, wobei besonders jüngere Bevölkerungsgruppen dazu tendieren die Jagd abzulehnen.
Beutelmeyer stellt hierzu eine Regel auf:
Je urbaner eine Region ist, desto weniger wird die Jagd durch die nichtjagende Öffentlichkeit akzeptiert und desto stärker geht das handwerkliche Know-how der Jägerschaft verloren.
Die Jagd wird immer stärker technisiert, was zwar neue Möglichkeiten eröffnet, aber auch das klassische Handwerk in den Hintergrund drängt. Schießfertigkeit, wildökologisches Verständnis, der Umgang mit Wildbret oder erfolgreiches Jagen sind nur einige Fertigkeiten die der Jagd verloren zu gehen drohen.
Was heißt das nun?
Die angeregte Diskussion im Anschluss an den Vortrag zeigte, dass die Jagd vor großen Herausforderungen steht. Sie muss sich an die moderne Gesellschaft anpassen, ohne ihre hochwertigen Handwerksfertigkeiten zu verlieren. Die Ergebnisse der Umfrage verdeutlichen, dass die Zukunft der Jagd stark von gesellschaftlichen Trends und der Urbanisierung geprägt ist. Die Jägerschaft muss jünger und weiblicher werden, um die Transformation in die Zukunft zu schaffen. Information und Ausbildung spielen dabei eine zentrale Rolle, um das Bild der Jagd in der Öffentlichkeit zu verbessern und die Qualität der Jägerschaft nachhaltig zu sichern.