Der japanische Zimmermeister Yuji Kanesada zu Gast an der HFR
Veröffentlicht am: 25. November 2024
Am 20. November 2024 konnte sich der japanische Zimmermeister Yuji Kanesada der Aufmerksamkeit der ZuhörerInnen anlässlich seines Vortrags "A master carpenter in Japan: Sustainable forestry and the constructi on of a traditional minka farmhouse" aus mehreren Gründen sicher sein. Ausgehend von seiner Jugend in einer Familie, die davon lebte, dass sein Vater als Meister die Kunst zur Herstellung der japanischen Schiebetüren beherrschte, stellte er seinen Weg zum Meister seines Faches vor.
Dabei spannte Yuji Kanesada den Bogen von den Einflüssen, die der japanische Holzbau im 7. und im 12. Jahrhundert von China aus erfahren hatte. Insbesondere die auf diese Weise in Japan übernommenen Innovationen bezeichnete er als "Revolution", deren Integration in die japanische Holzbaukultur diese bis heute prägen. Die Entwicklungsgeschichte verdeutlichte er an zahlreichen, z.T. Jahrhunderte alten Bauwerken, die sowohl sakralen als auch profanen Charakters sind.
Die konkrete Umsetzung der traditionellen Holzbaukultur zeigte Yuji Kanesada anhand der Realisierung seines eigenen Wohnhauses, wobei seine Frau als Architektin für die Planung stand. Dabei verschwieg er nicht den Disput zwischen den beiden, als er konsequent nicht nur die traditionellen Holzbautechniken anzuwenden plante, sondern gleichermaßen den gesamten Realisierungsprozess gestaltete. Dies hatte zum einen nicht nur die Berücksichtigung traditioneller Holz-Holz-Verbindungen zur Folge oder den sehr weitgehenden Verzicht auf mechanische Verbindungsmittel aus Metall, sondern zunächst eine sehr sorgsame Auswahl der zu verarbeitenden Rundhölzer aus dem familieneigenen Wald in Verbindung mit einer natürlichen Trocknung - um die Farbe der verwendeten Hölzer vollkommen zur Geltung bringen zu können - wie zudem eine Arbeitsvorbereitung und einen Abbund, für die er gänzlich auf digitale und nahezu vollständig auf Handmaschinen verzichtete. Die Aufnahmen von einzelnen fertiggestellten konstruktiven wie nicht konstruktiven Details, die er in diesem Zusammenhang zeigte, vermittelten eindrücklich die auf diesem Wege möglichen Qualitäten.
Das eigene Gewerk ergänzend zeigte Yuji Kanesada wie der Holzbau in Zusammenarbeit mit einem Lehmbauer ebenfalls anhand traditioneller Methoden perfektioniert wurde, um abschließend die von seinem Vater als dessen letztem Meisterstück vor seinem Tode gefertigten, mit Papier bespannten Schiebetüren in das Wohnhaus zu integrieren. Besonders eindrucksvoll veranschaulichte er, dass sein Vater für die Bespannung der Holzrahmen nicht nur frisch produziertes Papier verwendet hat, sondern zudem auf alte Dokumente aus öffentlichen Archiven zurückgriff, die man nicht mehr einer Aufbewahrung für notwendig erachtete. So kamen in diesem Zusammenhang für die mehrlagigen Bespannungen der Türen u.a. Geburtsurkunden oder Unterlagen aus Grundbüchern zu Einsatz.
Noch eine ganze Weile im Anschluss an seinen Vortrag war es Yuji Kanesada nicht möglich, seine Weiterreise zum Stuttgarter Flughafen anzutreten, da die Studierenden und andere Gäste ihn intensiv zu verschiedenen Aspekten seines Handwerks wie des traditionellen Holzbaus in Japan im Allgemeinen befragten - und er die Fragen geduldig und ausführlich beantwortete.