Boden unter Druck
Veröffentlicht am: 26. April 2023
Ende März fand im Lehrwald ein von der Hochschule und der Universität Tübingen begleiteter Befahrungsversuch statt, bei dem unterschiedliche Verfahren der Erfassung von Bodenveränderungen bei und nach der Befahrung eingesetzt wurden.
Mitinitiator des Versuchs war Michael Müller, der durch seine Kontakte zu Firma Fugro das in der Altlastenerkundung etablierte Direct-Push-Verfahren als Option für die Schadensermittlung in die Diskussion mit den Professoren Schäffer, Thorwart und Wolff einbrachte. Mit diesem Verfahren können mit einer hochauflösenden Sonde, die minimalinvasiv in den Boden eingetrieben wird, Veränderungen des Wasserflusses und der Lagerungsverhältnisse vor und nach der erfolgten Befahrung im Bereich von Fahrspuren erhoben werden. Ermöglicht wurde der Einsatz dieser Messtechnik durch einen finanziellen Beitrag der Gesellschaft für Erd- und Völkerkunde e.V in Stuttgart sowie eine Kostenbeteiligung und logistische Unterstützung der Versuchsdurchführung durch ForstBW. Beispielhaft wurde die Untersuchung an Fahrspurabschnitten vor und nach der Befahrung mit einer Kleinraupe bzw. durch einen beladenen Forwarder durchgeführt.
Neben der Anwendung der Direct-Push-Methode wurden in der Fahrtrasse zusätzlich Drucksensormessköpfe in den Boden eingebaut, die an ausgewählten Messpunkten und -tiefen die Druckausbreitung unmittelbar während der Überfahrt einer Kleinraupe bzw. eines beladenen Forwarders erfasst haben. An der Entwicklung und dem Bau des Prototyps war Peter Grammer, Betriebsleiter der Werkstatt der HFR, maßgeblich beteiligt. Erstmalig wurde der Einsatz dieser Messköpfe unter Geländebedingungen getestet und alle an der Entwicklung Beteiligten waren gespannt, ob die Technik den Belastungen standhält.
Die Auswertungen des Befahrungsversuchs erfolgen im Rahmen von Abschlussarbeiten an der Hochschule. Neben Michael Müller, der die Direct-Push-Messdaten auswerten wird, analysiert Judith Kußmann die gewonnenen Drucksensormesswerte und bewertet die Praxistauglichkeit der Prototypen. Doris Rotfuß führt auf der Versuchsfläche - unterstützt durch Steffen Seitz von der Universtität in Tübingen - bodenphysikalische Messungen durch und analysiert ungestört entnommene Bodenproben im HFR-Labor. Durch eine zusammenführende Interpretation der mit den unterschiedlichen Messmethoden gewonnenen Ergebnisse erhoffen sich die Betreuer Erkenntnisse, die sie in nachfolgenden Forschungsprojekte nutzen wollen.
Die in Abstimmung mit Steffen Schemmann von der UFB Tübingen angelegte Versuchsfläche soll nicht weiter für Holzerntemaßnahmen genutzt werden und steht dadurch für weitere Untersuchungen im Rahmen von Abschluss- oder Forschungsarbeiten zur Verfügung.
Die intensiven Diskussionen während der Versuchsdurchführung unter den beteiligten Vertretern aus der Praxis mit den Betreuenden von der Hochschule und der Universität zeigten, wie aktuell das Thema der Schadensentstehung und - bewertung nach der Befahrung nach wie vor ist. Die Ergebnisse werden mit Spannung erwartet.