Altholz recyclen? Erst nach chemischer Analyse
Veröffentlicht am: 30. Januar 2023
Altholz enthält oft bereits nach einmaliger Nutzung Schadstoffe in relevanten Konzentrationen und sollte dem Stoffkreislauf deshalb erst nach einer analytischen Überprüfung ein weiteres Mal zugeführt werden
Recycling ist für eine nachhaltige Energie- und Kreislaufwirtschaft von großer Bedeutung, das gilt auch für Holz und Altholz. Bei zu hoher Schadstoffbelastung des Materials ist die energetische Verwertung – also Verbrennen – sinnvoller als eine stoffliche Verwendung, zum Beispiel als Spanplatte. Das Team um Prof. Dr. Harald Thorwarth hat nun die Vermutung bestätigt, dass die Methode der visuellen Begutachtung und Kategorisierung von Altholz, zum Beispiel aufgrund von PVC-Beschichtung oder Holzschutzmittel, nicht ausreicht, um dessen Schadstoffgehalt zu ermitteln. Die Entscheidung zwischen stofflicher und energetischer Nutzung muss auf der Grundlage qualifizierter chemischer Analysen getroffen werden.
Gelegentlich wird angenommen, dass Holz einer endlosen Nutzungskaskade zugeführt werden kann. Diese Annahme wurde von den Forschenden basierend auf Daten von neuen und gebrauchten Spanplatten sowie Altholz der Kategorie AI–AIII untersucht. Die Ergebnisse zeigen basierend auf 468 Datensätzen, dass Schadstoffkonzentrationen in Altholz in einem weiten Bereich schwanken. Je nach Probenkollektiv wären 46 % bis 69 % der betrachteten Proben nach geltender Altholzverordnung nicht für eine stoffliche Nutzung geeignet.
Die Daten zeigen deutlich, dass die bisher oft angenommene Regelvermutung, dass Spanplatten ohne PVC-Beschichtung und ohne Holzschutzmittel keine oder nur geringe Mengen an Schadstoffen enthalten, nicht haltbar ist.
Die Entscheidungen zur Möglichkeit einer stofflichen Nutzung müssen individuell für einzelne Chargen, basierend auf einer chemischen Analyse getroffen werden. Altholz besteht zwar im Wesentlichen aus dem Naturprodukt Holz, es enthält jedoch, mit Ausnahme von Altholz, das sicher AI (naturbelassenes Holz) zugeordnet werden kann, in mindestens 25 % der Fälle Schadstoffmengen, die eine stoffliche Nutzung nicht möglich machen. Damit kann nicht per se davon ausgegangen werden, dass Altholz mehr als einmal recycelt werden kann.
Veröffentlichungsdatum:
Dezember 2022
Publikation (inkl. doi):
H. Thorwarth, F. Endriss, M. Scheuber. Schadstoffe in Altholz. Chem. Ing. Tech.2023,95, No. 00, 1–9. DOI:10.1002/cite.202200122
Kontakt:
Prof. Dr. Harald Thorwarth
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
thorwarth@ hs-rottenburg.de
Pressekontakt:
Petra Martin
Schlagwörter:
Altholz, Kaskadennutzung, Schadstoffe, Recycling