Solar Butterfly macht Station bei HFR-Veranstaltung
Veröffentlicht am: 27. Juni 2022
Elektromobilität – wenn nicht jetzt, wann dann?
Am Dienstag, 14.06.2022, fand die diesjährige Elektromobilität-Veranstaltung an der HFR statt. Inhaltlich ging es dieses Mal um die Verknüpfung von Elektromobilität mit anderen Themen. Dazu erläuterte Tobias Veith, Professor für Energiewirtschaft an der HFR, dass wir zwar schon auf einem guten Weg sind. Allerdings ist das Ziel des Koalitionsvertrags von 15 Millionen E-PKW auf deutschen Straßen 2030 noch ein großer Kraftakt.
Andererseits stand die Frage im Raum, ob dies überhaupt das richtige Ziel ist. Denn Elektromobilität ist weit mehr als E-PKW. Tübingen ist bspw. ein Vorbild, wenn es um Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr geht. Tübingen hat bereits eine Flotte von E-Bussen im Einsatz und baut gerade ein umfassendes E-Sharing-Angebot auf. Dies umfasst sowohl E-PKW als auch E-Roller. Johannes Schneider von den Stadtwerken Tübingen zeigte die Chancen und Herausforderungen aus Sicht des Betreibers auf. Dabei betonte er, dass es nicht allein um die Fahrzeuge geht. Vielmehr soll durch ein attraktives Angebot ein Umdenken und damit der Umstieg in Richtung E-Mobilität und ÖPNV in Tübingen angestoßen werden.
Familien gerade auf dem Land fällt es allerdings oft schwer, auf einen eigenen PKW zu verzichten. Daher braucht es optimalerweise ein System, in dem möglichst viel Erneuerbaren-Strom bspw. direkt für die E-Mobilität genutzt werden kann. Erneuerbare Energie steht allerdings nicht immer dann zur Verfügung, wenn E-Fahrzeuge geladen werden müssen. Um einen notwendigen Netzausbau möglichst klein zu halten, müssen Möglichkeiten geschaffen werden, Erneuerbare-Energie direkt am Ort des Verbrauchs zu erzeugen und zu nutzen. Ist dies nicht möglich, braucht es Kombinationen von erzeugungsnahen und verbrauchsnahen Speichern mit PV-Anlagen und heimischen Wallboxen. Marcel Schönleber von Axitec hat in seinem Vortrag die Vorteile aus der Kombination von PV-Anlagen, Speichern und häuslichen Ladestationen erklärt.
Alexander Vorndran von dem Start-Up Voltfang richtete den Blick mehr in die Zukunft. Während PKW in der Regel nach 12 bis 15 Jahren verschrottet werden, haben die verbauten Akkus noch eine weit längere Lebensdauer und können für neue Zwecke verwendet werden. Voltfang hat sich daher zur Aufgabe gemacht, Akkus ein neues Leben zu ermöglichen. Dazu werden die Akkus den Autos entnommen, aufbereitet und für neue Anwendungszwecke kombiniert. Auf diese Weise kann ein Großteil an Energie für Recycling oder auch Abfall der Akkus reduziert werden. Gleichzeitig können diese Second Life-Batterien noch lange Zeit im Strommarkt genutzt werden oder helfen, unser Stromnetz zu stabilisieren.
Noah Schneider vom Porschezentrum Reutlingen richtete in seinem Vortrag den Blick auf den Status Quo der Elektromobilität. Typischerweise schreckt Kaufinteressenten die Ladezeit und die Reichweite von E-PKWs. Dass dies mittlerweile dank neuer Ladetechnik, ausgeklügelten Navigationssystemen und entsprechendem Lademanagementsystem im Auto kein Thema mehr zu sein braucht, hat Herr Schneider diskutiert.
Nach einer Podiumsdiskussion zwischen Teilnehmenden vor Ort und den Vortragenden erwartete die Zuhörenden der Solar Butterfly vor der Aula. Der Solar Butterfly ist ein Projekt des Schweizer Umweltaktivisten Louis Palmer. Ein Wohnanhänger mit riesiger Solarfläche erzeugt die elektrische Energie, die ein Elektrofahrzeug benötigt, um diesen zu ziehen. Das Team des Solar Butterfly hat sich im Mai 2022 auf eine Weltreise begeben, die es über alle Kontinente führt und schließlich im Dezember 2025 auf der internationalen Klimakonferenz in Paris endet.
Die rund 140 Teilnehmenden vor Ort und im Videostream waren von der Vielfalt der Vorträge begeistert und freuen sich schon auf die Veranstaltung im nächsten Jahr.