Der Staatssekretär im Umweltministerium Dr. André Baumann zu Gast an der HFR
Veröffentlicht am: 24. Juni 2022
Dr. André Baumann, Staatssekretär im Umweltministerium von Baden-Württemberg, ist es sehr wichtig, Kontakt zu Studierenden und WissenschaftlerInnen in den ökologischen Wissenschaften zu halten. Regelmäßig bereichert er auch mit Vorlesungen Veranstaltungen bei Prof. Dr. Rainer Luick an der HFR. In diesem Sommersemester wollen wir am Donnerstag 30. Juni die Studierenden, Lehrenden und auch die interessierte Öffentlichkeit aus der Region zu einer aktuellen Stunde zu Umwelt- und Naturschutzthemen einladen. Beginn ist 09.45 Uhr in der Aula der HFR.
Nachdem über Jahrzehnte allenfalls über Defizite im Natur- und Umweltschutz geredet wurde, stehen wir jetzt vor existentiellen Herausforderungen. Jetzt sollen die Sektoren Natur- und Umweltschutz in wenigen Jahren Lösungen und noch besser Umsetzungen zu zahlreichen anthropogen verursachten Problemen liefern, die aus übergeordneter Sicht für (fast) Jeden einsichtig sind, aber nur Wenige gleichzeitig bereit sind, sich auch den konkreten Herausforderungen zu stellen. Dies gilt für die individuelle Perspektive, aber noch viel mehr für einzelnen Interessensgruppen und für konkurrenzierende politische Bereiche.
Rainer Luick wird immer mit einigen kritischen Fakten zu Themenkomplexen einführen und André Baumann wird diese dann sowohl wissenschaftlich als auch politisch – und das wird die schwierigere Aufgabe sein –ergänzen und kommentieren. Und selbstverständlich sollen auch die ZuhörerInnen ausreichend Gelegenheit bekommen, Fragen zu stellen. Hier einige Stichpunkte, zu Themenkreisen, die wir vorstellen und mit Ihnen diskutieren wollen:
- Während sich die Politiker in BW, in D, in Europa und weltweit noch mit den Zielen des Pariser Klimaschutzvertrages beschäftigen, die globale Temperaturerhöhung auf möglichst unter 1,5 Grad C zu beschränken, sind die Realitäten andere: Es läuft auf wenigstens 2,5 bis 3 Grad Temperaturerhöhung in wenigen Jahrzehnten hinaus. Vor einer Woche waren wir noch im meteorologischen Frühling und hatten schon Temperaturen von fast 40 Grad und die Wasserwirtschaft warnt vor Engpässen in der Versorgung. Was bedeutet das für politische Ziele und abgeleitete Strategien bspw. zum Schutz unserer Feuchtgebiete (Moore) und zur Zukunft unserer Wälder, gibt es in der Landespolitik Strategien, wie man sich auf die vermutlich radikalen Veränderungen einstellen wird?
- Nach dem neuen Klimaschutzgesetz für Baden-Württemberg sollen bis 2030 mindestens 65 Prozent und bis 2040 eine 100 prozentige Treibhausgasneutralität erreicht werden. Doch was sind die Realitäten?: Der Anteil der erneuerbaren Energien (Primärenergie) liegt in Baden-Württemberg bei ca. 14 % (Status 2019, Mitteilung UM BW). Ist das ein Erfolg der mittlerweile seit 11 Jahren Grün geführten Landesregierungen? Politischer Zielwert der jetzigen Koalition ist es, bis 2026 1000 Windenergieanlagen zu bauen, die wir auch dringend brauchen, doch gebaut wird seit etlichen Jahren praktisch nichts. Im Raum Tübingen ist man seit kurzem wenigstens schon auf Standortsuche. Warum ist da wenig bis nichts vorangegangen und wie ist die Vorausschau? Kann das Land überhaupt noch die Klimaschutzziele für 2030 erreichen?
- Baden-Württemberg gibt im Vergleich der Bundesländer sehr viel Geld im Naturschutz, in den Offenlandschaften aus und hat in den vergangenen Jahren auch viele neue Personalstellen geschaffen. Dennoch zeigt das Monitoring zu vielen Parametern der Biodiversität katastrophale Ergebnisse (Zustand der Schutzgebiete, artenreiches Grünland, Insekten, Vogelwelt usw.). Was läuft da ev. schief oder ist es wie bei Sisyphus, die Probleme sind einfach nicht mehr beherrschbar und korrigierbar?
- Luchs und Wolf, eine schwierige Rückkehr nach Baden-Württemberg. Während der Luchs mit großer Sympathie empfangen wird, müssen die drei Wölfe, die es seit einigen Jahren bei uns gibt, täglich um ihr Leben fürchten. Und was ist mit den vielen floristischen und faunistischen Einwanderern aus dem Süden, heißen wir die neuen Arten willkommen, sind es Bereicherungen oder sehen wir sie als Gefahr für das, was wir bisher als einheimische biologische Vielfalt bezeichnen? Und was machen wir mit den Arten, denen es bei uns zu heiß und zu trocken wird?
Jedes dieser Themen wäre einzeln Veranstaltungsfüllend. Versuchen wir es und bringen Sie gerne Ihnen wichtige Fragen dazu mit.