Kill the deer – poison the beech – give enough light!
Veröffentlicht am: 14. April 2021
Am 09. April besucht der Masterstudiengang Forstwirtschaft das Staatswaldrevier Alpirsbach im Forstbezirk Mittlerer Schwarzwald.
Herr Stahl- Forstbezirksleiter, Frau Becker- Revierleiterin, Herr Renz- Zuständiger für Öffentlichkeitsarbeit am Forstbezirk und Frau Rentschler- Trainee nehmen die Studierenden am Hochbehälter Buchenberg herzlich in Empfang. Mit herrlichem Blick über den Schwarzwald führt Herr Stahl eloquent durch die Geschichte des dortigen Waldes. Von der letzten Eiszeit bis heute. Dann zückt er ein Foto, auf dem drei Forstwirte vor dem Stamm einer mächtigen Tanne knien. „Das ist meine Vision. Unser Leitbild!". Im Forstbezirk Mittlerer Schwarzwald sollen Ökonomie, Ökologie und Soziales vereint werden um so wertvollstes Holz unter besten Bedingungen zu produzieren. „Zu oft wird der Wald zu eindimensional betrachtet und ausbeuterisch bewirtschaftet.“, so Stahl. Bereits in der Vergangenheit haben sich kluge Köpfe viele Gedanken zur besten Bewirtschaftungsform gemacht. In Loßburg waren es unter anderem Bauern, die bereits vor vielen Jahren die Plenterwirtschaft für sich entdeckt haben.
Auf dem windigen Plateau des Hochbehälters wird es langsam kalt. Stahl wendet sich an die fröstelnd dreinblickenden Studierenden: „Ich habe hier öfters Gruppenexkursionen. Ich bleibe hier oben immer so lange stehen, bis alle frieren oder schwitzen und erst dann gehen wir in den Wald. Damit auch dem letzten klar wird, wie wichtig es ist ihn zu erhalten und sich gut um ihn zu kümmern."
Im Wald angekommen versorgt Frau Becker alle sogar noch mit einer Tasse warmem Kaffee, so lässt es sich aushalten!
„Wo kommen wir her?"
Im 60-jährigen Fichten-Tannen Bestand („F-Hiebs-Fläche“) startet unsere heutige Reise zum Plenterwald. Noch sind wir weit vom Ziel entfernt. Dieser Bestand ist typisch für den Schwarzwald. In der Nachkriegszeit haben Pflanzfrauen in aufwendigster Arbeit die kahlgeschlagenen Wälder mit günstigen Fichten und Tannen wiederbepflanzt. Heute bilden die Bäume einen einschichtigen Bestand. Darunter noch kaum Verjüngung, keine Vielschichtigkeit. Und doch ist Potenzial da. Die hohen Qualitäten der Bäume und die Möglichkeiten lange Produktionszeiträume anzustreben liefern neben den standörtlichen Gegebenheiten eine gute Grundlage. Auch dieser Bestand kann eines Tages zum Dauerwald zu werden. Für den Moment sind die wichtigsten Aufgaben die Wertästung und Unterstützung der wertvollen Zukunftsbäume.
„Wie geht es weiter?"
Weiter geht es in den über 150-jährigen Tannen-Fichten-Altbestand. Ein beeindruckendes Bild. 700 Festmeter Holz steht in Form von wenigen dicken und hohen Tannen um die Gruppe. Von unten rücken eine, sich bereits leicht differenzierende zweite und dritte Baumschicht nach.
Eine besonders entscheidende Phase bei der Überführung zum Plenterwald. „Wenn ich hier zwei Stunden auszeichne bin ich fertig, ich kann nicht mehr!" sagt Stahl und beschreibt damit die schwierige Aufgabe in dem Bestand die richtigen Bäume zu entnehmen. Genau die richtige Menge an Licht soll in den Bestand fallen. Die Bäume im Unterstand gehen bei zu wenig Licht irgendwann ein, bei zu viel Licht geht die Vielschichtigkeit des Bestandes verloren und schneller wachsende Baumarten verdrängen die Tanne. „Dabei, erläutert Stahl, setzt die Tanne selbst den „Blinker".“ Wird es der Tanne nämlich zu dunkel so schiebt sie auf der Suche nach Licht ihre Seitentriebe weit nach außen. Überragen die Seitentriebe in ihrer Länge dem Höhentrieb braucht sie mehr Licht.
„Wo wollen wir hin?"
Und dann schaffen wir es doch noch bis zum Nachmittag vom einschichtigen Altersklassenwald bis in den Plenterwald. Der liegt nämlich nur einige Meter entfernt. Um dies auf derselben Fläche zu schaffen braucht es viele Jahrzehnte und einige Generationen an Förstern und Försterinnen. Der Weg zum Plenterwald erfordert ein sensibles Auge, viel Geduld und angepasste Wildbestände. Stahl fasst das Ganze in einem Spruch zusammen: „Kill the deer- poison the beech- give enough light".
Zurück zum Altersklassenwald kommt man schnell. Innerhalb eines Vormittages ist die Fläche geräumt und die sich seit Jahrzehnten differenzierenden Bäume schießen in den nächsten Jahren auf dieselbe Höhe.
So sind auch in der Vergangenheit schon häufig diese wertvollen Bestände verloren gegangen. Neben der Produktion von wertvollstem Holz spielt der Plenterwald auch für die CO2-Speicherung und infolgedessen die Klimaerwärmung eine entscheidende Rolle. Durch die permanente Bestockung gelangt das gebundene CO2 nicht, wie bei der Nutzung des gesamten Bestandes, wieder in die Luft. Der Plenterwald stellt so einen permanenten Puffer dar.