Gespräch über Bäume – Die Linden, Kultur, Geschichte und Geschichten
Veröffentlicht am: 25. November 2021
Vortrag von Jörg Brucklacher am 1. Dezember 2021 um 18:00 Uhr in der Aula der HFR und als Livestream
Nicht nur am Brunnen vor dem Tore – die Linden begleiten den Menschen als Hausbäume oder kommunikatives Zentrum im Dorf seit Jahrhunderten. Dort stehen sie gefühlt schon immer.
Allein durch ihr schieres Alter graben sich manche Lindenbäume tief in unsere kollektive Erinnerung ein. Dabei ist schon die Vorstellung unglaublich faszinierend, dass sich bis zu 30 Generationen von Menschen unter ein und derselben Dorflinde die Hand reichen.
Menschen, die geboren werden, sich verlieben, Kinder großziehen, große oder kleine Geschichte schreiben und schließlich mehr oder weniger spurlos von diesem Planeten verschwinden, während die Bäume einfach bleiben und leben – und leben – und leben.
Sind es tatsächlich 1.000 Jahre, wie manche Ortsbeschreibungen behaupten? Wir werden sehen.
Schon in der Jungsteinzeit wurde Lindenbast massenhaft verwendet, das Holz diente nicht nur in der Gotik als Material für grandiose Schnitzarbeiten und der Lindenhonig hat einen ganz eigenen Charakter.
Die Linden als Dorfzentrum dienten außerdem einerseits als Gerichtsstätte und andererseits als amouröser Treffpunkt in teilweise zu mehreren Etagen zurechtgeschnittenen Tanzlindenmonumenten.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass diese Bäume eine besondere Stellung im gemeinsamen kulturellen Gedächtnis, im Brauchtum, in der Mythologie und in der Dichtung einnehmen.
Als seltene, insektenbestäubte Arten bieten die Linden wichtige Insektennahrung und Lebensraum. Zudem sind sie sehr höhlenreich, was für Spechte und Folgebewohner ihrer Höhlen von großer Bedeutung ist. Die Lindenstreu ist sehr bodenpfleglich und trägt zur Humusverbesserung bei. Somit sind die Linden in unseren Wäldern und Siedlungen ökologisch sehr wertvoll und tragen zur Artenvielfalt und letztlich zur Biodiversität bei.
Als Wärme liebende und Trockenheit ertragende Bäume sind Linden im Klimawandel von zunehmender Bedeutung und Bestandteil nachhaltiger Waldwirtschaft.
Diesem Vermächtnis wollen wir auf den Grund gehen und neben botanischen und nutzungshistorischen Fakten auch Geschichten und Gedichte rund um die Linden ausgraben und versuchen, ein wenig von der sommerlichen Wärme eines Junitages in den Vortragsabend hineinzutragen.
Bei dem Vortrag gelten die 2G-Regel und das Hygienekonzept der HFR; daher bitten wir um Vorlage eines Genesenen- oder Impfnachweises. Wegen der begrenzten Hörsaalkapazität bitten wir um schriftliche Anmeldung unter ruge@ hs-rottenburg.de
Zum Vortragenden:
Jörg Brucklacher, Jahrgang 1966, studierte von 1990-1993 Forstwirtschaft an der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und leitet seit 1998 mit den üblichen reformbedingten Flächenveränderungen das Revier Limpurger Berge im Kreis Schwäbisch Hall.
Inzwischen nicht nur als Baumbewirtschafter, sondern auch zunehmend als Baumfreund, beschäftigt er sich seit Jahren mit der Nutzungs- und Kulturgeschichte unserer heimischen Baumarten und hält regelmäßig Vorträge zum Thema.