Gesichter hinter dem Programm... Prof. Dr. Bastian Kaiser
Veröffentlicht am: 31. März 2021
Seit fast 4 Jahren begleitet das Mentoring-Programm „Traumberuf Professorin“ qualifizierte Akademikerinnen auf dem Weg zur Professur. Zum Erfolg des Programms haben viele Mitwirkende beigetragen – die Mentor*innen und Mentees, beteiligten Hochschulen, die Partner*innen, die Referent*innen und viele mehr. Einige der „Gesichter hinter dem Programm“ möchten wir in der kommenden Zeit auf dieser Plattform vorstellen. Was hat sie zur Mitwirkung am Programm bewogen? Welche Erfahrungen konnten sie machen und welche Einblicke können sie uns geben?
Sehr geehrter Prof. Dr. Kaiser, Sie sind Rektor der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und Vorsitzender der Rektorenkonferenz der Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Baden-Württemberg. Als Projektpartner unseres Verbundprojekts „Traumberuf Professorin“ haben Sie unser Projekt von Anfang an sehr unterstützt und in Ihrer hochschulübergreifenden Position immer für Mitwirkung geworben.
Herr Prof. Dr. Kaiser, warum ist Ihnen als Rektor der Hochschule Rottenburg und als Vorsitzender der Rektorenkonferenz die Beteiligung Ihrer HAW am Projekt „TraumProf“ wichtig?
In meinen über 20 Jahren als Professor einer HAW festigte sich meine Überzeugung, dass wir alle einen Traumberuf mit einigen Privilegien haben. Auch deshalb sind die meisten der rd. 3.000 HAW-Professorinnen im Land hoch motiviert und sehr engagiert. Das haben sie gerade wieder in der Herausforderung der Corona-Pandemie eindrucksvoll bewiesen. Deshalb freue ich mich über und für jeden Kollegen und jede Kollegin, die sich für diesen Beruf entscheiden.
Es ist aber auch wahr, dass die HAWs aufgrund ihrer überwiegend technischen Ausrichtung zu wenige Frauen in den Professorenkollegien haben und sich in manchen Disziplinen schwer damit tun, das zu ändern. Das ist schade für die Kollegien, aber auch deshalb besonders bedauerlich, weil gerade die oft beeindruckenden Karrieren von Professorinnen Vorbild und Ansporn für junge Frauen sein können. Darin sehe ich eine ganz besondere Bedeutung des Projekts „Traumberuf Professorin“ – weit über die teilnehmenden Hochschulen hinaus.
Was zeichnet für Sie aus Ihrer eigenen Erfahrung die Professur an einer HAW als Traumberuf aus?
Das Besondere an unserem Beruf:
- die lebendige Mischung zwischen einer Berufserfahrung in einer praktischen Anwendungsumgebung und der Hochschul- und Wissenschaftswelt,
- die Verbindung zwischen Theorie und Praxis,
- der Austausch mit den Praktiker*innen vor der eigenen Haustür und den Kolleg*innen in der Hochschule und/oder auch denen in anderen Ländern,
- die Arbeit mit jungen Menschen und „alten Hasen“
- und die Kombination aus Forschung und Lehre.
Aber auch das Arbeiten an eher kleinen Hochschulen, in gesicherten Lebensstellungen und mit einem guten Auskommen machen unseren Beruf – aller Belastungen zum Trotz – zu einem Traumberuf. Nicht nur für Frauen.
Wo sehen Sie die größten Herausforderungen in der Gewinnung neuer Professorinnen?
Nach wie vor sind es vor allem drei Herausforderungen, auf die wir noch keine guten Antworten haben:
- Wie schaffen wir es, die über 50 Prozent der Abiturientinnen, die selbst im MINT-Bereich noch mit etwa einem Drittel immatrikulierten Studentinnen und die schon viel zu wenigen Frauen unter den Promovierten unserer Disziplinen überhaupt für einen beruflichen Werdegang an einer Hochschule zu interessieren? Die Professur sollte schon früh ein erklärtes Ziel sein.
- Wie machen wir den Übergang von der für eine HAW-Professur erforderlichen und sehr wertvollen Zeit in der Praxis in die Hochschule attraktiver?
- Wie werden wir noch familienfreundlicher, um Konflikte zwischen Beruf und Familie – insbesondere für junge Väter und junge Mütter – möglichst zu vermeiden?
Wie viele Professuren werden an der Hochschule Rottenburg aktuell neu besetzt?
Im Planungshorizont der nächsten Struktur- und Entwicklungsplanung (2022-2026) werden planmäßig fünf Professuren frei und zur Wiederbesetzung ausgeschrieben.
Inwiefern zeichnet sich Ihre Hochschule aus, um Bewerbungen auf Professuren für Frauen attraktiv zu machen?
Vermutlich bin ich da nicht ganz objektiv. Das müssen besser andere beurteilen. Ich würde sagen:
Wir können als kleine Hochschule mit den meisten Angeboten und Vorteilen größerer Einrichtungen nicht mithalten. Aber unsere überschaubare Größe hat andererseits den Vorteil, an sehr vielen Prozessen und Entscheidungen sehr nahe dran zu sein und sie unmittelbarer beeinflussen zu können.
Außerdem hoffe ich, dass unser Betriebsklima und die Arbeitsbedingungen an unserem schönen Campus für sich sprechen – bis hin zur ausgezeichneten Ausstattung für die Forschung – und unsere stark internationale Ausrichtung.
Und ich bin davon überzeugt, dass sich bei unseren Kompetenzfeldern, unseren Studiengängen und unserer Forschung nie eine „Sinnfrage“ stellen wird: Was meine Kolleginnen und Kollegen hier jeden Tag in Forschung und Lehre leisten, ist gut für unser aller Zukunft. Ich finde, dass diese Sicherheit und diese Bestätigung sehr reizvoll sind.
von Prof. Dr. Bastian Kaiser und dem TraumProf-Team