Deutsch-Japanischer Wissenschaftsaustausch 4.0
Veröffentlicht am: 02. November 2021
In den letzten Jahren war mit Herbstbeginn am Campus der Hochschule für Forstwirtschaft in Rottenburg auch verlässlich die Hi no Maru, die Flagge Japans, gehisst, um Studierende und Professoren der vier Partnerhochschulen aus Fernost zur jährlichen Summerschool zu begrüßen. Corona bedingt musste nun schon zum zweiten Mal diese Studienreise für japanischen Studierende v.a. der Forstwirtschaft ausfallen. Kein Grund jedoch, den fachlichen Austausch gleich ganz auszusetzen, und so starteten kürzlich zwei deutsch-japanische Online-Seminare, bei denen sich Studierende beider Länder im digitalen Hörsaal begegnen und austauschen.
Seminar zum vergleichenden Waldbau DE-JP: Die Waldbewirtschaftung in Japan und Deutschland ist von je sehr unterschiedlichen Traditionen und auch naturräumlichen Rahmenbedingungen geprägt. Auch in diesem Wintersemester stellen Studierende der Universität Shinshû und der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg diese Unterschiedlichkeiten einander gegenüber. Prof. Dr. Tetsuô SHIROTA (Waldbau) von der Partner-Universität in der Präfektur Nagano initiierte dieses neue digitale und englischsprachige Format und kommentierte: „Erst der Blick auf Wälder in anderen Ländern lässt die eigene Kultur und Waldkultur voll verstehen. Austausch erschafft eben auch Identität!“ Entsprechend bearbeiten und lernen ausgewählte deutsche (7. Sem. B.Sc. Forst) und japanische Forst-Studierende in mehreren Sitzungen bis Ende Januar 2022 die Wälder und Bewirtschaftungstraditionen des jeweils anderen Landes kennen: z.B. Silviculture of Oaks in Germany oder Selection Forests in Germany (Fukusô-rin/ Plenterwald). Prof. Dr. Sebastian HEIN, Koordinator der dt.-jp. Aktivitäten, meint jedoch: „Bei aller Freude an gelungener Digitalisierung: Lernen ist ein sehr sozialer Prozess – da gehört hoffentlich bald auch wieder die Begegnung in echter Präsenz dazu, hier in Deutschland oder in Japan, am besten jedoch im Wald“.
Seminar zum Nachhaltigen Bauen mit Holz DE-JP: Im Rahmen des durch das MLR-BW finanzierten Projektes InZuHo (Internationale Zusammenarbeit zu innovativem Holzbau und Erdbebensicherheit mit Japan) unter der Leitung von Prof. Ludger DEDERICH und Prof. Dr. Sebastian HEIN, das vor allem die Organisation und Durchführung eines Deutsch-Japanischen Holzbaukongresses im Mai 2022 im Fokus hat, ist ein studentischer Workshop initiiert, in dem sich Studierende des Fachbereichs Holzbau der Gifu Akademie mit den Studierenden des Studiengangs B.Sc. Holzwirtschaft bei der Planung für Holzbauten austauschen, unterstützen und gegenseitig die landestypischen Fragen und Herausforderungen diskutieren. Die Ergebnisse und Entwürfe der Studierenden sollen im Rahmen des Holzbaukongresses ebenfalls vorgestellt und von einer fachkundigen Jury beurteilt werden sowie an den Standorten Gifu und Rottenburg auch baulich umgesetzt werden. Neben den inhaltlichen Herausforderungen stellen sich die Studierenden dabei auch den technischen Hürden, die es gerade im digitalisierten internationalen Austausch zu meistern gilt. Lässt sich zum Beispiel eine online gestütztes Dolmetscher-Tool einsetzen, um die Kommunikation zu erleichtern? Erste gemeinsame digitale Veranstaltungen zeigten gerade bei den sehr fachspezifischen Ausdrücken die Grenzen solcher Systeme auf und sorgten nicht selten für kreative Übersetzungen und Erheiterung bei allen Beteiligten. Prof. Dederich sieht auch in diesen Erfahrungen den großen Mehrwert solch einer Veranstaltung und ermuntert seine Studierenden: „Die Erfahrungen, die Sie in diesem neuartigen Seminar machen, sind derart wertvoll, dass Sie sich sicher noch lange nach Ihrem Abschluss daran erinnern werden. Finden Sie eine gemeinsame Sprache, kommunikativ und fachlich!“
Kontakt:
Prof. Dr. Sebastian HEIN: hein@ hs-rottenburg.de
Prof. Ludger DEDERICH: dederich@ hs-rottenburg.de