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Bastian Kaiser seit 20 Jahren Rektor der HFR

Veröffentlicht am: 04. März 2021

Rektor Prof. Dr. Bastian Kaiser

Am 01. März vollendete Prof. Dr. Bastian Kaiser das 20. Jahr als Rektor der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR). Es waren für den Rektor ereignisreiche und für die Hochschule erfolgreiche Jahre.

Im Januar 2001 wählte der Senat der damaligen Fachhochschule für Forstwirtschaft Rottenburg ihren jüngsten Professor zum Rektor. Zum 1. März trat er sein Amt an und übernahm die Verantwortung in einer für die Hochschule schwierigen Zeit. Die erste Amtszeit stand ganz im Zeichen des Erhalts der Hochschule und ihrer Selbständigkeit. Sie galt mit ihren nur etwa 300 Studierenden und mit nur einem Studiengang als zu klein, um alleine bestehen zu können und eine forstliche Verwaltungsreform nach der anderen führte zu eher schlechten Berufsaussichten der jungen Försterinnen und Förster. Das damalige Rektorat, das Professorenkollegium und die Mitarbeitenden setzten sich am Ende durch, sicherten die Zukunft ihrer Hochschule und ihrer Arbeitsplätze.

In die zweite Amtszeit wurde Rektor Kaiser 2006 wegen des veränderten Hochschulrechts nicht mehr vom internen Senat, sondern vom Aufsichtsrat der Hochschule gewählt. In den folgenden acht Jahren wuchs die HFR schneller als alle anderen Hochschulen im Land. Dafür nutzte sie insbesondere ein wettbewerbliches Hochschulentwicklungsprogramm, das die Landesregierung aufgelegt hatte. In mehreren Ausschreibungen bewarb sich die HFR um neue Studiengänge und zusätzliche Professuren. Mitentscheidend war in diesem Verfahren, dass die Industrie- und Handelskammer Reutlingen, als vom Land eingesetzter Gutachter, die Notwendigkeit dieser neuen Studiengänge erkannte und bestätigte. Von besonderer Bedeutung für die Erfolge war aber auch, dass die HFR im Jahr 2008 einen „Exzellenzwettbewerb“ des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft gewonnen hat und außerdem fünf Mal hintereinander von der UNESCO als offizielles Dekadeprojekt der Bildung für die Nachhaltigkeit ausgezeichnet wurde. Parallel dazu nahm die Forschung an der HFR dynamisch Fahrt auf und konnte mit der Unterstützung der Stadt Rottenburg und des Landes die bauliche Entwicklung der Campus-Hochschule beschleunigt werden. Die HFR hat in dieser Zeit ihre Studierendenzahl und die Zahl der Beschäftigten mehr als verdreifacht, die Anzahl der Professuren mehr als verdoppelt und die Einnahmen aus der wettbewerblichen Drittmittelforschung auf inzwischen über zwei Mio. Euro pro Jahr gesteigert. Inzwischen arbeiten fast 50 Personen alleine in den Forschungsprojekten an der HFR und die rd. 1.000 Studierenden sind in fünf Bachelor- und drei Masterstudiengängen eingeschrieben.

Für die noch bis August 2022 laufende dritte Amtszeit stimmten Senat und Hochschulrat, nach einer erneuten Gesetzesänderung, nun gemeinsam für ihren alten und neuen Rektor. Diese dritte Amtsperiode bezeichnet Bastian Kaiser gelegentlich selbst als „Erntezeit“. Die HFR, ihre Ausbildungsangebote und die Forschung genießen national und international einen ausgezeichneten Ruf, das fachliche Portfolio ist bundesweit einmalig und die Kompetenzfelder der HFR liegen alle in Bereichen eines gestiegenen öffentlichen Interesses und der großen gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit: Klimawandel, Energiewende, Ressourcenschonung, z.B. im Bau bei der Wassernutzung, Verkehrswende, Entwicklung ländlicher Räume – auch zur Reduktion globaler Migration.

Besonders froh und stolz ist Bastian Kaiser über das große ehrenamtliche Engagement seiner Kolleginnen und Kollegen in zahlreichen nationalen und internationalen Gremien, aber auch vor Ort. Darin sieht er neben der Forschung und Lehre eine ganz besondere Bedeutung einer modernen Hochschule. Gerade Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) müssen sich seiner Ansicht nach einmischen wollen und ihre Positionen im Dialog mit der Gesellschaft ständig überprüfen und weiterentwickeln.

„Die schönste Erfahrung in diesen 20 Jahren ist das Erlebnis der kollegialen Zusammenarbeit“, betont Bastian Kaiser, „ich durfte an der Hochschule von gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen profitieren, die wir nicht selbst angestoßen, aber als engagiertes und wachsendes Team rechtzeitig erkannt und ausgezeichnet genutzt haben. Und im Land gilt das für die hochschulpolitischen Möglichkeiten genauso.

Ich hatte immer das Glück, mit tollen, klugen und engagierten Persönlichkeiten zusammenarbeiten zu dürfen und empfinde das als großes Privileg und mit Dankbarkeit.

Das gilt in ganz besonderer Weise für meine Kollegen in den Rektoraten meiner Amtszeit an der HFR und für die Kollegen und Mitarbeitenden im Vorstand und in der Geschäftsstelle des HAW BW e.V.“

Als Bastian Kaiser 2001 zum ersten Mal an einer Rektorenkonferenz der 21 staatlichen und drei kirchlichen Fachhochschulen im Land teilnahm, war er mit 36 Jahren der mit Abstand Jüngste in der Runde. Dies sei „eines der wenigen Probleme, die sich mit der Zeit von alleine erledigen“, prophezeite der damalige Vorsitzende Dietmar von Hoyningen-Huene dem „Neuen“ und sollte recht behalten. Zwar zählt Kaiser auch heute noch nicht an Lebensjahren zu den ältesten Rektorinnen und Rektoren, doch im Land wie im Bund ist er nach Amtsjahren inzwischen die Nummer zwei hinter seinem Kollegen Winfried Lieber, dem Rektor an der Hochschule Offenburg.[1]

Es liegt deshalb nahe, dass Bastian Kaiser inzwischen eine Reihe von Nebenaufgaben und Ehrenämtern angetragen bekam und übernommen hat. So ist er seit 14 Jahren Mitglied im Vorstand der Rektorenkonferenz der Hochschulen für angewandte Wissenschaften im Land (HAW) und seit acht Jahren deren Vorsitzender. Er vertritt in dieser Funktion die 24 Mitgliedshochschulen (voraussichtlich bis Juli 2021), rd. 3.000 Professorinnen und über 110.000 Studierenden gegenüber der Politik, hat zwei Hochschulfinanzierungsvereinbarungen mit ausgehandelt und zahlreiche Gesetzesnovellen begleitet. Außerdem gehört er auf Landes- und auf Bundeseben verschiedenen forstpolitischen Gremien an, ist Mitglied im Nachhaltigkeitsausschuss des Landes, seit 2020 im Rundfunkrat des Südwestrundfunks und im Gemeinderat seiner Kirchengemeinde St. Moriz in Rottenburg am Neckar.

Bastian Kaiser hat während all der Jahre seine Lehrtätigkeit nicht aufgegeben. Es war ihm immer wichtig, ggf. auch ganz in seine Professur zurückkehren und diese kompetent ausfüllen zu können. Er ist weiterhin an Forschungsprojekten seiner Hochschule und seiner Kollegen beteiligt, hat mit Kollegen in der Schweiz Fachbücher geschrieben sowie zahlreiche internationale Aktivitäten entwickelt und Kontakte gepflegt.

Für sein internationales Engagement wurde Bastian Kaiser 2015 in Arad (Rumänien) mit der Ehrendoktorwürde geehrt und in Lviv (Ukraine) im Jahr 2018.

 


[1] Es ist Zufall, dass er am Tag seines 20jährigen Rektorjubiläums vom Platz 3 auf Platz 2 „aufgerückt“ ist, weil genau an dem Tag mit Wilhelm-Günther Vahrson ausgerechnet der Rektor einer anderen „Forsthochschule“, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde in den Ruhestand verabschiedet wurde.