Studium Generale „Zukunft mit Holz“ – digitaler werden!
Veröffentlicht am: 21. Dezember 2020
Am 14. Dezember 2020 fand in der Aula der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Rottenburg (HFR) die letzte Veranstaltung des diesjährigen Studium Generale zum Thema „WOOD IT IS – Was Holz für uns leistet“ unter dem Veranstaltungsmotto „Zukunft mit Holz“ statt. Eine Teilnahme war aus aktuellem Anlass nur per Livestream möglich- das nutzten knapp 240 Interessierte.
Durch den Abend führte Moderator Prof. Michael Rumberg, der an der HFR die Professur für Ökobilanzierung und Klimawandel innehat. Mit einem kurzen Rückblick auf die vergangenen Abende des Studium Generale und einer Vorstellung der Referent*innen eröffnete er den Abend. Mitdiskutiert und referiert haben: Prof. a.D. Roland Irslinger, ehem. Professor für Ökologie an der HFR, Herr Steffen Rathke, Geschäftsführer der B. Keck GmbH, Dr. Udo Hans Sauter, Leiter der Abteilung Waldnutzung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA), sowie Frau Dr. Eva Schmincke, u.a. langjährige Dozentin für Ökobilanzierung an der HFR.
In einem kurzen Eröffnungsstatement positionierten sich die Teilnehmer*innen zu der Frage „Worin bestehen die Herausforderungen für Holz als nachhaltigem Rohstoff der Zukunft?“ Dr. Sauter sah hier v.a. die Laubholzbaumarten „in der Verantwortung“, um den komplexen Anforderungen einer komplexen Gesellschaft gerecht zu werden. Forst- und Holzindustrie müssten neue Produkte entwickeln und parallel die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen, um die Wertschöpfungskette Holz effizienter zu gestalten. Steffen Rathke als Vertreter der Sägeindustrie stimmte dem zu und stellte zudem fest, dass der „mitteleuropäische Wald aus der Norm herauswächst“. Normen für Holzprodukte aus naturnahen Wäldern sollten deswegen angepasst und das Vertrauen zwischen Waldbesitzer und Endverbraucher gestärkt werden, um die veränderten Anforderungen gemeinsam bewältigen zu können. Prof. Irslinger forderte dazu auf, das System Wirtschaftswald zu optimieren und den Rohstoff Holz hinsichtlich einer thermischen und stofflichen Substitution stärker zu nutzen. Frau Dr. Schmincke wies darauf hin, dass bei Bauprodukten, so auch Holzprodukten, alle üblichen Indikatoren der Ökobilanz von der Rohstoffgewinnung bis zur Wiederverwertung betrachtet werden müssen und Holz hier nicht immer gegenüber anderen Baustoffen „gewinnt“. Die anschließende Diskussion zu weiteren Fragen zur Zukunft von Holz und der Digitalisierung in der Holzindustrie wurde lebendig geführt. Nachfolgend einzelne Statements:
„Die Waldbewirtschaftung hilft dem Klimawandel eher als Wälder als CO2-Speicher zu bewahren und stillzulegen. Naturschutz und Stilllegung von Wäldern sollte gezielt dort stattfinden, wo es konkrete Probleme mit dem Artenschutz gibt- kein Gießkannenprinzip.“ (Prof. Irslinger)
„Die Wälder in Baden-Württemberg wachsen aus der Norm. Wenn wir naturnahe Wälder fördern wollen, müssen wir die Normen für die Schnitthölzer anpassen. Die heutigen gültigen Normen passen nicht mehr zu dem Produkt Holz welches uns unsere Wälder in Zukunft liefern werden.Im Wald sollte man Bäume wachsen lassen, die dort klima- und bodengerecht wachsen können. Für die Verwendung können wir in 40 bis 50 Jahren Lösungen finden.“ (S. Rathke)
„Neue Messverfahren der Ökobilanzierung ermöglichen eine objektive und realistische Bewertung des Rohstoffes Holz für nachhaltiges Bauen. Aktuell besteht ein Defizit bei Verfahren auf kommunaler und privater Ebene.“ (Dr. Schmincke)
„Es besteht der Bedarf einer vollständig digitalisierten Wertschöpfungskette vom Wald bis hin zum Endprodukt. Ein Mehrwert in der Vernetzung und Datenweitergabe in der kompletten Wertschöpfungskette Wald-Holz und wieder zurück in den Wald ist jedoch für eine optimale Qualitäts- und Mengensteuerung in der Holzproduktion und Holzverarbeitung unerlässlich und muss breit kommuniziert und implementiert werden. Damit kann nachhaltiges Bauen gelingen.“ (Dr. Sauter)
In einer abschließenden Zusammenfassung resümierte Prof. Rumberg, dass der Rohstoff Holz zwar in vieler Hinsicht ökologisch wertvoll ist, aber sich trotzdem gegenüber anderen Baustoffen in Zukunft beweisen muss. Die Digitalisierung kann helfen, Prozesse effizienter und transparenter zu gestalten. Aber: es geht nur über ein Miteinander zwischen Forst- und Holzindustrie, um voranzukommen!
Wir möchten uns herzlich bei den drei Referenten und Frau Dr. Schmincke sowie Prof. Rumberg für die Gestaltung des Abends bedanken. Ebenso geht ein großer Dank an die Mitarbeiter*innen des Digi-Teams, die uns tatkräftig bei der technischen Durchführung des Livestreams unterstützt haben.