Kühe im Wald als Schützer von Biodiversität - Lehrfahrt zum Lichtwald Ödenwaldstetten
Veröffentlicht am: 13. Juli 2020
Nach einem weitgehend digitalen Sommersemester ohne Präsenzveranstaltungen, war die Lehrfahrt zum Waldweideprojekt in Ödenwaldstetten für die Studierenden im Masterstudiengang Forstwirtschaft im wahrsten Sinne des Wortes ein Lichtblick.
Dort hält eine Herde Hinterwälder Rinder einen Kiefern-Fichtenwald „licht“ – und schafft damit einen Lebensraum, der in Deutschland kaum noch vorkommt. Lichtwald – Lebensraum für viele seltene Arten – ist in Baden-Württemberg nur noch auf ca. 1,5 % der Landesfläche zu finden. Dementsprechend gefährdet sind die auf Lichtwälder spezialisierten Arten. Im Rahmen des Teilmoduls „Waldnaturschutzkonzepte“ schauten sich die Studierenden das seit einigen Jahren bestehende Waldweideprojekt in Ödenwaldstetten einmal genauer an.
Die Relevanz von Lichtwald für die Biodiversität machte Dr. Mattias Rupp, Mitarbeiter im Waldnaturschutzbereich der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA) im Verlauf des Tages immer wieder deutlich, wobei viele verschiedene Disziplinen gestreift wurden. Nach der Vermittlung von Wissen zur Geschichte der Waldentwicklung in Europa, den Auswirkungen vom Aussterben großer Pflanzenfresser sowie den Voraussetzungen zum Erhalt von Biodiversität, wurden die Umsetzungsinstrumente - wie beispielsweise die Ausweisung von Schonwald – und Planungsschritte im Projektmanagement erörtert. Einen Schwerpunkt bildeten hierbei die i.d.R. auftretenden Interessenskonflikte der unterschiedlichen Stakeholder (Jäger, UNB, Flächenbesitzer, Forstverwaltung, Landwirte etc.) und die Herausforderungen beim Weidemanagement im Wald, wie z.B. optimale Besatzdichte, veterinärtechnische Belange oder das Zaunmanagement. Besonders interessant war auch der Hinweis von Karin Rosenstock, Mitarbeiterin der Unteren Naturschutzbehörde Reutlingen und den Landwirten, dass Waldweide eine immer größere werdende Rolle im Lokaltourismus und der Naherholung spiele und das Fleisch der Rinder exzellent vermarktet werden kann.
Die Vermittlung der Herausforderungen bei der Umsetzung eines Waldweideprojekts als künstliche ökologische Störung wurden im weiteren Verlauf sehr anwendungsorientiert und interaktiv gestaltet. Umgeben von Kühen und Schmetterlingen argumentierten die Studierenden in einem Rollenspiel äußerst engagiert für und wider die Neuanlage einer Waldweidefläche. Auch wurde gemeinsam ein Weidemanagementplan für die Projektfläche in Ödenwaldstetten erstellt und die von der FVA erstellte Checkliste zur Einschätzung einer Waldweideeignung an der Projektfläche erörtert. Abschließend erklärte Dr. Rupp noch eine einfach umzusetzenden Monitoring-Methode von Waldweideflächen und führte sie mit der Gruppe an einem Plot im Gebiet durch, um so Aussagen über die Flächenentwicklung treffen zu können.