Der Wald regelt den Stress
Veröffentlicht am: 24. November 2020
Am vergangenen Donnerstag, den 19. November 2020, fand in der Aula der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HAW) ein weiterer Vortragsabend des diesjährigen Studium Generale „WOOD IT IS – Was Holz für uns leistet“ zum Thema „GESUND mit Holz“ statt.
Eine Teilnahme war aus aktuellem Anlass ausschließlich per Livestream möglich. Von dieser Möglichkeit machten mehr als 190 Interessierte Gebrauch.
Bereits über eine vorherige wissenschaftliche Kooperation im Reallabor-Projekt „Wissensdialog Nordschwarzwald (WiNo)“ (http://www.wissensdialog-nordschwarzwald.de/) waren sich die beiden Referentinnen, Karin Beilharz und Prof. Monika Bachinger, gut bekannt. Dadurch konnten sie die beiden Vorträge stimmig ineinandergreifen lassen und aufeinander aufbauen.
In ihrem Vortrag zum waldbasierten Stressmanagement stellte Frau Beilharz dar, wie verschiedene Stressauslöser das Hormon- und Nervensystem wie auch die emotionale Verfassung und das Verhalten beeinflussen. Sie arbeitete dabei besonders die gesundheitliche Wirkung von Terpenen für eine Regeneration des Körpers heraus und wie Waldaufenthalte zu einer nachhaltigen Senkung von Stresshormonen, des sympathischen Nervensystems (Stressnerves) und des Blutdrucks führen. Über einen Einblick in ihre praktische Arbeit als Systemische Therapeutin und Stressmanagementtrainerin erläutert sie sehr anschaulich, wie der Wald therapeutisch und im Rahmen des Stressmanagements genutzt werden kann.
Mit einer konzeptionellen Darstellung zu den Begriffen „Wald“ und „Landschaft“ knüpfte Frau Prof. Dr. Monika Bachinger mit ihrem Thema „Welcher Wald ist erholsam?“ an die Ausführungen von Frau Beilharz an. Die Hauptaussage des Vortrages überrascht: Der Wald ist kein objektiv beschreibbares, sondern ein soziales Konstrukt, das für jeden Menschen individuelle Bedeutungen und Vorstellungen mit sich bringt, und von jedem Menschen anders wahrgenommen wird. Dadurch ist nicht jede Waldlandschaft für jeden Menschen in gleicher Weise erholsam. Dennoch spielt die physische Ausgestaltung, also der Aufbau des Waldes, eine große Rolle. Vor diesem Hintergrund ist es sinnvoll, einerseits durch eine angepasste waldbauliche, bspw. arten- und wasserreiche, naturnahe Gestaltung die Grundvoraussetzung für eine zufriedenstellende Erholung im Wald zu schaffen. Genauso wichtig ist allerdings, den Menschen neue Sichtweisen auf den Wald zu ermöglichen, Wahrnehmungsprozesse zu verändern oder Menschen durch Angebote, die den Wald in lebensnahe Bedeutungszusammenhänge stellen, in der eigenen Gedankenwelt „abzuholen“. Das kann durch Techniken der Achtsamkeit einerseits, aber auch durch Ansätze des Storytelling oder der Nature Interpretation andererseits gelingen. Zudem können digitale Angebote genutzt werden. Laut Prof. Bachinger liegt in diesen auf Wahrnehmung und Sinngebung ausgerichteten Inwertsetzungen von Wald hohes Potenzial, das derzeit nur ansatzweise genutzt wird.
Die Vorträge können Sie zeitnah unter folgendem Link vorerst noch bis zum 23. Dezember abrufen: https://bwsyncandshare.kit.edu/s/KARTSkMAWZbLsR9
Wir möchten uns ganz herzlich bei den beiden Referentinnen und Dr. Kirchhof als Moderator für die Gestaltung des Abends bedanken. Ebenso geht ein großer Dank an die Mitarbeiter*innen des Digi-Teams und der EDV-Abteilung der HFR, die uns tatkräftig bei der technischen Einrichtung und Durchführung des Livestreams unterstützt haben.