Nachruf - Sabine Schieting (*28.12.1960 †07.01.2019)
Veröffentlicht am: 09. Januar 2019
Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) nimmt in tiefer Trauer Abschied von Sabine Schieting.
Sabine Schieting ist am Montag, den 7. Januar 2019 ihrer schweren Krankheit erlegen. Seit dem Spätsommer 2014 hat sie tapfer und voller Lebensmut gegen das Unausweichliche angekämpft – dabei hat sie immer ihre Würde bewahrt und ihren Humor nicht verloren.
Ein Nachruf
Fast ein viertel Jahrhundert lang – etwas mehr als 23 Jahre und damit fast ihr halbes Leben und weit mehr als die Hälfte ihrer Berufstätigkeit – war Sabine Schieting an der Hochschule für Forstwirtschaft (HFR) angestellt und gehörte damit zu den dienstältesten Kolleginnen und Kollegen im Haus. Vor wenigen Tagen, am 28. Dezember, hatte sie ihren 58. Geburtstag.
Sabine Schieting (geb. Reiff) besuchte nach der Grundschule zunächst das Gymnasium in Tübingen, wechselte jedoch auf die kaufmännische Berufsfachschule Rottenburg, um die Fachschulreife zu erwerben.
1979 begann sie ihre Ausbildung zur Arzthelferin in einer Praxis in Tübingen, die sie 1981 erfolgreich abschloss.
Folgende Feststellungen aus dem Abschlusszeugnis ihrer Lehre kennzeichnen Sabine Schietings besondere Vielseitigkeit, die auch in ihrem weiteren Berufsleben prägend und einer der Schlüssel für ihre berufliche Entwicklung bleiben sollte:
„Schon zu Beginn ihrer Lehrzeit zeigte sich ihre schnelle Auffassungsgabe (…). Im Laufe ihrer Ausbildung erlangte sie die Fähigkeit, gleichermaßen in der Anmeldung mit organisatorischen und schriftlichen Aufgaben umzugehen, wie in den Behandlungszimmern die notwendigen Arbeiten durchzuführen.“
Darin kommt schon früh und zutreffend zum Ausdruck, dass sich Sabine Schieting für keine Aufgabe zu schade und allen neuen Herausforderungen immer sehr schnell gewachsen war.
Dabei half ihr ganz sicher ein anderer Charakterzug, der ebenfalls in allen späteren Zeugnissen ihrer Arbeitgeber ausdrücklich betont, mal mit „offenem, zugewandten Wesen“ beschrieben wurde, mal mit „großer Freude bei der Arbeit“ oder mit „freundliches, ausgeglichenes Wesen gegenüber allen Mitarbeiterinnen und Kollegen“. Ich meine ihren Frohsinn, ihre ansteckende Lebensfreude, ihren Humor und Lebenswitz.
Und schließlich fällt in ihrem Lebensweg auf, dass immer sie es war, die den nächsten Schritt gehen und ihre Stelle aufgeben oder wechseln wollte - und fast immer findet sich der Hinweis, dass man sie gerne gehalten hätte. Ob sie auch im Privat- und Familienleben den Takt vorgab und die richtigen Zeitpunkte für Veränderungen bestimmte, können wohl ihr Ehemann Heinrich Schieting, den sie am 29. Oktober 1981 heiratete und ihre Tochter Claudia Schieting, die am 3. Oktober 1985 zur Welt kam, am besten beurteilen.
Nach ihrer Ausbildung arbeitete Sabine Schieting zunächst in ihrem Beruf als Arzthelferin, was sie auch gleich nach dem Mutterschaftsurlaub halbtags und später stundenweise tat.
Im Herbst 1995 erfuhr sie von einer freien Stelle als Küchenhilfe in der sog. Schulküche an der damaligen Fachhochschule Rottenburg, bewarb sich darauf und bekam den Zuschlag. Dank Ihrer Neugier und Offenheit lernte sie während der drei Jahre in der Mensaküche nicht nur alle Kolleginnen und Kollegen der Hochschule kennen, sondern auch zahlreiche Aufgabenbereiche und Tätigkeiten. Diese schienen ihr so reizvoll und – wie sie in ihrer Bewerbung entwaffnend offen schrieb - „körperlich weniger anspruchsvoll“ zu sein, dass sie die sich bietende Chance ergriff und zum 1. Februar 1998 auf die Stelle einer Bibliotheksangestellten wechselte. Und auch bei der nächsten Veränderung, die zum Glück für die Hochschule wieder „nur“ ein interner Wechsel war, ging sie in das Zulassungs- und Prüfungsamt, wo sie in den folgenden über 18 Jahren zu einer nicht mehr wegzudenkenden und unverzichtbaren „Institution“ am Schadenweilerhof wurde.
Doch nicht nur die Hochschule profitierte von ihrer Neugier, Ihrer Freundlichkeit und Ihrem Veränderungswillen, sondern auch viele unserer Studierenden: Die meisten Erstkontakte per Telefon kamen auf ihrem Apparat an. Bei ihr wurden neugierige, verunsicherte, zweifelnde, aber auch forsche, fordernde und bisweilen auch freche Interessenten, Bewerberinnen und Bewerber sowie die zunehmende Zahl besorgter (oder sich allzu sehr sorgender) Eltern immer bestens bedient, beruhigt, bestärkt oder in ihre Schranken verwiesen. Sabine Schieting hatte ein fast untrügliches Gespür für den richtigen Ton - dafür, wer ermutig werden musste und wer eher gebremst, wer eher umsorgt werden sollte und wer lieber in Ruhe gelassen. Sie war so etwas wie die erste (telefonische) Visitenkarte der Hochschule – der für viele prägende, werbende und bleibende Erstkontakt.
Doch auch für das Arbeitsklima am Schadenweilerhof war Sabine Schieting all die Jahre wichtig: Sie engagierte sich für ihre Kolleginnen und Kollegen in vielfacher Hinsicht – ganz gleich, ob sie gerade ein Personalratsamt inne hatte oder nicht. Sie sorgte für gute Laune im Tagesgeschäft und war eigentlich immer im Organisationsteam aller möglichen Veranstaltungen an der Hochschule aktiv.
Sie konnte ihrem berechtigten Ärger gelegentlich deutlich Luft machen, aber immer ohne andere anzugreifen oder zu verletzen und meistens, um gleich darauf wieder herzhaft lachen zu können – mit anderen und auch über sich selbst.
So wohl sie sich im Kollegium am Schadenweilerhof auch gefühlt haben mag, ihr Lebensmittelpunkt war ihre Familie. Das machte sie nicht nur mit dem wenigen deutlich, was sie von Zuhause erzählt hat, sondern vor allem damit, wie sie von ihrem Mann, ihrer Tochter und der Familie gesprochen hat.
Und die anderen Konstanten in ihrem Leben waren, so oft und so lange es eben ging, der TSV Dettingen und ihre Zigaretten. Auf beides wollte sie nicht verzichten.
Ich habe großen Respekt davor, wie Sabine Schieting die Herausforderungen ihrer Erkrankung angenommen und sich diesen seit 2014 mit viel Energie, Lebensfreude und einem ebenso ungebrochenen wie unbeugsamen Humor entgegengestellt hat.
Ebenso großen Respekt und Dankbarkeit empfinde ich für ihren Mann und ihre Tochter, die sie in diesem Kampf in bewundernswerter und liebevoller Weise unterstützt haben.
Und ich danke den Kolleginnen und Kollegen, die gerade in diesen schweren Monaten und Wochen den direkten Kontakt zu ihr gehalten, sie immer wieder besucht und über den Alltag am Schadenweilerhof auf dem Laufenden gehalten haben.
Das war ihr bis zuletzt sehr wichtig.
Ihrem Mann Heiner Schieting, ihrer Tochter Claudia Schieting und allen Angehörigen gilt unser tief empfundenes Mitgefühl.
Wir, die Kolleginnen und Kollegen der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg und die Mitglieder des Fördervereins unserer Hochschule werden Sabine Schieting ein ehrendes Andenken bewahren.
Rottenburg, 09.01.2019
Bastian Kaiser, Rektor