Licht – viele unserer Wälder sind zu dunkel
Veröffentlicht am: 20. November 2017
Studium Generale im WS 2017 / 2018
Referent: Dr. Matthias Rupp / FVA (Forstliche Versuchsanstalt Freiburg)
Die Lebensräume lichter Wälder sind in deutschen Wäldern selten (geworden), denn unsere Waldlandschaften werden von produktions-orientierten Hochwäldern geprägt. Natürliche Prozesse in Waldökosystemen, die z.B. in echten Urwäldern immer wieder zu lichtliebenden und vielfältigen Phasen führen, sind kaum noch vorhanden. Dazu zählen z.B. das Absterben und Umfallen von Uralt-Bäumen, das Entstehen von Lichtinseln durch Kalamitäten oder auch durch Blitz und auch die Einwirkungen von Weidetiere, teilweise wirkungsäquivalent für ausgestorbene Großsäuger wie Wisent und Auerochse. Allenfalls die Klimawandel-bedingt zunehmend auftretenden Stürme schaffen Freiflächen, diese dann aber wieder in einer katastrophenartigen Großflächigkeit. Insgesamt fehlen also unseren Wäldern Licht-schaffende Strukturen und Prozesse. Kein Wunder daher, dass zu den gefährdetsten Organismen in unseren Wäldern alle lichtliebenden Arten gehören; viele von ihnen sind hoch bedroht, sowohl in Anzahl, Verbreitung als auch in ihrer Qualität.. Der Rückgang lichter Wälder ist im Vergleich zum 19. Jh. dramatisch. Vor allem die Trennung von Wald und Offenland stellt viele Arten vor große Herausforderungen. Besonders diejenigen sind betroffen, die Übergangsstrukturen, strukturreiche Randlinien und Dynamik in der Landschaft bedürfen.
Der Vortrag beleuchtet die verschiedenen natürlichen und anthropogenen Entstehungsmöglichkeiten lichter Wälder. Es werden die ökologischen Herausforderungen geschildert und erklärt, welche Lösungswege es zum Erhalt lichter Wälder geben kann. Zudem werden Beispiele aus aktuell laufenden naturschutzfachlich ausgerichteten Lichtwaldprojekten gezeigt.
Dr. Mattias Rupp, ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Arbeitsbereich Waldpflanzenökologie in der Abteilung Waldnaturschutz der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg in Freiburg.
Donnerstag, 23. November 2017 um 18 Uhr s.t. in der Aula der Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg