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Energieholznutzung im Kleinprivatwald

Veröffentlicht am: 02. März 2017

Ergebnisse des Workshops „Kleinprivatwald – Energieholzversorgung und regionale Wertschöpfung“ am 23. Februar 2017

Die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg (HFR) veranstaltete am 23.Februar 2017, gemeinsam mit den Projektpartnern Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und dem Öko-Institut e.V., einen Workshop zur Thematik „Kleinprivatwald- Energieholzversorgung und regionale Wertschöpfung“. Der Workshop war eingebettet in das laufende Forschungsvorhaben KLEN, das durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. gefördert wird.

Vertreter aus Forst- und Energieholzwirtschaft, der Politik und der Wissenschaft diskutierten sowohl die Ergebnisse des KLEN Projektes als auch eingeladene Beiträge anderer Forschungsvorhaben sowie von Praktikern. Im Fokus standen die Vor- und Nachteile der Energieholznutzung, wenn ökonomische und ökologische Aspekte sowie regionale und Waldbesitzer-Interessen betrachtet werden. Die Inhalte des KLEN Projektes im Detail sind im anhängenden pdf-Dokument beschrieben.

„Die regional-ökonomische Wertschöpfung der Energieholznutzung wird stark von der Entwicklung des Heizölpreises und damit einem externen, nicht regional und nicht vom Waldbesitzer beeinflussbaren Faktor, geprägt“, so Marie Sophie Schmidt von der HFR Rottenburg. Es zeige sich jedoch ein nicht immer rational motiviertes und nach ökonomischen Interessen ausgerichtetes Nutzerverhalten der Privatwaldbesitzer. Die Energieholznutzung im Privatwald sei oft mit einer überdimensionierten Mechanisierung bei Holzwerbung und Weiterverarbeitung verbunden, diene der Freizeitgestaltung und fördere Nachbarschaftsnetzwerke und „Familienbande“. Diese sozialen Aspekte dürften bei der Beurteilung der ökonomischen Effekte nicht vergessen werden, auch wenn sie nicht monetarisiert werden könnten. Michael Duhr, MLUL Brandenburg, stellte ein breites Portfolio aus der Praxis zur Inwertsetzung des Waldbesitzes auch außerhalb der Holznutzung vor, u. a. Weiterverarbeitung von Holzprodukten, Dienstleistungen für andere Waldbesitzer, Urlaub beim Waldbauern, moderne Erholungsevents oder Bestattungswaldangebot für Haustiere.

Rüdiger Unseld vom Partner Universität Freiburg präsentierte Erkenntnisse zur Nutzungsintensität und zu den Holzvorräten im Kleinprivatwald in drei Modellregionen in Baden-Württemberg. Es gäbe zwar durchaus mobilisierbare Holzmengen, andererseits seien extensiv genutzte Privatwälder ökologisch wertvolle Landschaftskomponenten in einer sonst wirtschaftlich optimierten Waldbewirtschaftung.

Katja Hünecke vom Partner Öko-Institut, verwies auf die Vorteilhaftigkeit des geringeren THG-Potenzials der Holznutzung gegenüber einem Heizöl-Referenzsystem. Allerdings seien die Luftschadstoff-Emissionen, insbesondere der zahlenmäßig stark repräsentierten Scheitholz-Feuerungen, kritisch zu betrachten. „So haben die Holz-basierten Kleinfeuerungsanlagen in Deutschland, einen Anteil an der Feinstaubproblematik der dem des ganzen Kraftfahrzeugsektors entspreche“, ergänzte Prof. Dr. Rainer Luick. Die mittlerweile in vielen Regionen bestehenden beträchtlichen Umwelt- und Gesundheitsprobleme aus den hohen Feinstaubbelastungen hätten damit auch eine Ursache in der Energiewende.

Bei der Erarbeitung von Lösungsansätzen sei, so Marius Wöhler von der HFR, der Einfluss des Nutzers, gerade beim Betrieb von Scheitholzöfen, zu beachten. Dieser könne erheblichen Einfluss auf Emissionen und Effizienz nehmen. Zulassungsverfahren, die bisher unter praxisfernen Laborbedingungen durchgeführt würden, sollten künftig dahingehend angepasst werden. Nur so wird der Fokus der weiteren Ofenentwicklung stärker auf niedrigen Emissionen und hohen Wirkungsgraden im Praxisbetrieb liegen.

Die Workshop-Teilnehmer schienen sich weitestgehend einig, dass die Energieholznutzung - in sehr begrenztem Rahmen - nur als Ergänzung der Erneuerbaren Energien betrachtet werden kann und das „Energie- und Klimaschutz-Problem“ nicht allein und auch nicht schwerpunktmäßig durch eine erhöhte Energieholznutzung zu lösen ist. Denn ein starker Ausbau der Energieholznutzung zum Erreichen der Klimaschutzziele, mindere gleichzeitig auch die Chance zur Einhaltung von Zielen für die Luftreinhaltung und zur Umsetzung von ebenfalls wichtigen Ressourcen- und Naturschutzzielen im Wald und ist auch aus ökonomischer Sicht nicht immer sinnvoll.