Digitale Leitwarte geht online – an der Hochschule Rottenburg gibt es Windkraft zum Anfassen
Veröffentlicht am: 06. April 2016
Das Lehr-/Lernprojekt Kleinwindkraftanlage an der Hochschule Rottenburg entwickelt sich weiter. Vor drei Jahren wurde mit der Planung des Kleinkraftwerks am Schadenweilerhof begonnen. Heute wird dort erneuerbarer Strom produziert. Hauptziel der Anlage ist jedoch die anwendungsnahe Lehre. Eine aktuelle, auch für die Öffentlichkeit zugängliche Neuerung ist die „digitale Leitwarte“. Dort werden die Daten der Windkraftanlage incl. dazugehöriger Wetterdaten kontinuierlich bereitgestellt.
Einer der Ansprüche der Hochschule Rottenburg ist es, die Studierenden fundiert, praxisorientiert und nah an aktuellen Themen der Wissenschaft und Forschung auszubilden. Dieser Anspruch gilt nicht nur für den traditionsreichen Studiengang Forstwirtschaft, sondern auch für die in den letzten Jahren hinzugekommenen Studiengänge wie z.B. Erneuerbare Energien und Holzwirtschaft.
Mit Unterstützung der Stadtwerken Rottenburg, der Stadtwerken Tübingen und der Kreissparkasse Tübingen, wurde im Jahr 2013 im Rahmen einer Lehrveranstaltung zur Projektierung von energietechnischen Anlagen eine Kleinwindkraftanlage geplant und 2014 auch gebaut. Das Kleinkraftwerk hat eine Nabenhöhe von 10 m, einen Rotordurchmesser von 3,5 m und eine Nennleistung von 3,5 kW. Unterstützt wurden die Energietechniker um Prof. Harald Thorwarth von den Holzbauexperten um Prof. Ludger Dederich. Herausgekommen ist ein einzigartiges Anlagenkonzept mit einem klappbaren Holzmast.
Primäres Ziel der Anlage ist es nicht Strom zu produzieren, sondern die Anlage vor allem für die Lehre einzusetzen aber auch neue Dinge wie z.B. den Holzmast auszuprobieren. „Deshalb wird die Anlage auch nie fertig sein“, meint Harald Thorwarth. „Wir haben mit der Anlage die Möglichkeit kontinuierlich neue praktische Aufgaben für die Studierenden bereit zu halten, mit denen der Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis erfahrbar gemacht wird.“
Ein aktuelles Thema ist die Implementierung einer „digitalen Leitwarte“. Hierzu mussten die Daten der Kleinwindkraftanlage mit den Daten einer Wetterstation zusammengeführt werden, mit der Windgeschwindigkeit, Windrichtung, Solarstrahlung und weitere Parameter gemessen werden. Dies wurde aktuell realisiert und die Daten werden kontinuierlich auf den Internetseiten der Hochschule auch der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Dort gibt es unter <link studiengaenge bsc-erneuerbare-energien praxis kleinwindkraftanlage>www.hs-rottenburg.net/studiengaenge/bsc-erneuerbare-energien/praxis/kleinwindkraftanlage/ auch weitere Informationen zum Bau und Betrieb der Anlage.
Die Infrastruktur um die Kleinwindkraftanlage soll kontinuierlich zu einem „Erneuerbare Energien Demonstrationszentrum“ weiter ausgebaut werden. Damit können nicht nur technische Details und Lösungen erklärt werden. Mit den Daten können z.B. auch energiewirtschaftliche Zusammenhänge erläutert werden. Durch die Anlage wird einfach ersichtlich, dass sich ein Windrad nur dreht, wenn auch Wind weht. Dies lässt sich von der Kleinwindkraftanlage am Schadenweilerhof direkt auf die großen derzeit in Planung, Bau oder Betrieb befindlichen Windkraftanlagen, also auf das deutsche Energiesystem, übertragen. Auch die großen Anlagen kommen im Durchschnitt nur auf eine theoretische Vollaststundezahl von 1.500 Stunden pro Jahr. D.h. auf eine theoretische Betriebszeit von ca. 20 %. Mit weiterem Fortschreiten der Energiewende müssen also immer mehr regenerative Energiequellen, wie z.B. Solarenergie aber vor allem auch Biomasse, entwickelt werden um die benötigte komplementäre Strombereitstellung zu ermöglichen. Auch solche Aspekte können mit den Daten der Kleinwindkraftanlage demonstriert und erläutert werden.